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„Giulia“ von Triosence: Ohne Schatten keine Sonne
Auf nach Italien! Beim Kampf gegen den Pandemiefrust haben sich Pianist Bernhard Schlüter und seine Kollegen von Triosence für „Giulia“ auch gleich mit einem prominenten Einheimischen verbündet.
Auf ihrem neuen Album „Giulia“ widmet sich das Jazztrio Triosence um Pianist Bernhard Schüler der Schönheit des Lebens. In elf vielfältigen und optimistischen Stücken drücken sie ihre Botschaft aus. Zur klanglichen Vielfalt des Albums trägt als besonderer Gast Trompeter Paolo Fresu bei. kulturnews hat mit der jungen deutschen Jazzband gesprochen.
Bernhard, haben sich die Koordinaten derart verschoben? Vor zwei Jahren hätte man die neue Platte von Triosence noch abgetan: ganz hübsch, aber irgendwie kein Jazz. Jetzt aber lechzt man nach einem solchen Feelgood-Album wie „Giulia“.
Bernhard Schüler: Zunächst war die Produktion gar nicht unbedingt als Feelgood-Album konzipiert. Eigentlich sollte das Album nach dem Opener „Odd Times“ benannt werden. Aber am Ende war es eine bewusste Entscheidung von uns, in diesen Zeiten einen positiven Kontrapunkt zu setzen.
Da tut wirklich nichts weh, und Paolo Fresus watteweiche Trompete softet das Ganze noch ein wenig mehr ab. Wie kam die Zusammenarbeit mit ihm für „Giulia“ zustande?
Schüler: Ach, das war ein jahrelanger Prozess. Ich hatte 2018 und 2019 schon mal bei ihm angefragt, aber da kamen keine Reaktionen. Am Ende war es der italienische Tontechniker Stefano Amerio aus den Artesuono Recording Studios in Udine, der Fresu überzeugen konnte, mit uns zu arbeiten. Paolo wohnt da gleich um die Ecke und hat dort schon selbst oft aufgenommen.
Im Vordergrund steht aber das Trio. Piano-Trios gibt es – bei allem Respekt für das Format – spätestens seit E.S.T. wieder wie Sand am Meer, und alle graben irgendwie an der Schnittstelle zwischen Jazz- und Songstrukturen. Wo ist da deiner Meinung nach das Alleinstellungsmerkmal von Triosence?
Schüler: Kaum jemand legt so viel Fokus auf Melodie und Komposition wie wir. Außerdem dient bei uns Improvisation nicht dazu, sich auszutoben. Improvisation muss immer songdienlich sein. Wir fragen nach der Essenz des Trios, in dem alle Musiker gleichberechtigte Rollen haben. Das Lyrische soll im Vordergrund stehen.
Was ist im Vergleich zu anderen Regionen Italiens das Faszinierende am Friaul, wo „Giulia“ entstanden ist?
Schüler: Ich bin einfach von dem Tontechniker begeistert. Klar: Das Motto war Italien, aber eigentlich war ich vorher gar nicht so ein großer Italienfan. Nach den Aufnahmen war ich allerdings so angefixt, dass ich mit meiner Partnerin noch ein bisschen länger durch die Toskana gefahren bin. Als ich dann wieder in Kassel war, um dort mit einem Fotografen die Aufnahmen für das Album zu machen, hing bei dem das toskanische Landschaftsbild im Flur, das jetzt auf dem Cover zu sehen ist. Wir waren uns einig: Das ist das richtige Motiv.
Ist Giulia ein Fantasiename oder am Ende gar ein alter Alfa Romeo?
Schüler: Es gibt schon einen persönlichen Bezug – wer das Album-Booklet studiert, findet es vielleicht heraus. Es ist ein klassischer, schöner italienischer Name, auch die Region, in der wir aufgenommen haben, hieß früher „Friuli Venezia Giulia“. Und man denkt unweigerlich an Romeo und Julia …
„Giulia“ von Triosence erscheint am 4. Februar bei Sony Masterworks.
Die neuste Singleauskopplung aus dem neuen Album: „Little Big Steps“ ft. Paolo Fresu