Turangalîla: Hamburg Ballett
John Neumeier choreografiert zur Eröffnung der Hamburger Ballett-Tage „Turangalîla“.
Im Herbst zeigte der Hamburger Ballett-Intendant John Neumeier mit „Duse“ ein Stück, das für den Altmeister zwar nicht wirklich untypisch war, angesichts seiner vorigen Arbeiten aber überraschte: Die Biografie der Schauspiellegende Eleonora Duse nutzte Neumeier für einen Ausflug in die Abstraktion, der eine Abkehr von seinen Handlungsballetten wie „Liliom“ darstellte (und entsprechend vom Publikum auch eher ungnädig aufgenommen wurde).
Tatsächlich arbeitete Neumeier im Laufe seiner Karriere immer mal wieder abstrakt, nicht zuletzt in seinen Balletten nach Mahler-Sinfonien – eine Tradition, die er jetzt mit Olivier Messiaens „Turangalîla-Symphonie“ fortführt. „Was das Thema des Balletts anbelangt, ist es mir nicht möglich, eine Beschreibung des Inhalts anzubieten“, kündigt Neumeier an. „Ich betrachte die Kreation als sinfonisches Ballett, das heißt für mich, dass die Musik selbst die Inspiration, den Kern des Balletts bildet.“
Der Titel von Messiaens Werk stammt aus dem Sanskrit, „Turanga“ bedeutet Tempo, „lîla“ soviel wie Spiel, Leichtigkeit, Anmut – die 1949 uraufgeführte Sinfonie für Orchester, Klavier und Ondes Martenot ist eines der seltenen Werke aus dem Bereich der Neuen Musik, die auch bei einem breiten Publikum erfolgreich sind. Was eigentlich auch positiv auf die Besucherresonanz bei Neumeier auswirken sollte – aber, wie gesagt, die Fans sind ungnädig, wenn es kein Handlungsballett gibt. Kent Nagano dirigiert.