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„Good Bye, Lenin!“ mit Daniel Brühl bei Arte

Ein junger Mann steht vor einer Pinnwand, auf der unter anderem zu lesen ist: „40 Jahre DDR“ und „Mein Staat“. Unter dem Arm trägt er ein Bild von Erich Honecker.
(Bild: Arte/Beta Films)

Alex’ Mutter, eine überzeugte Sozialistin, verpasst das Ende der DDR, weil sie im Koma liegt. Nach dem Aufwachen will der Sohn ihr die Wende verheimlichen … Unser Filmtipp

Scheiß-Wiedervereinigung. Statt die neue Freiheit zu genießen, muss Alex (Daniel Brühl) für seine Mutter Christiane (Katrin Saß) auf 79 qm Plattenbau die DDR aufrechterhalten. Die war als stramme Sozialistin kurz vor dem Mauerfall ins Koma gefallen und kann bei jeder Aufregung sterben. Mit Schwester, Freundin und Kumpel Dennis krempelt Alex die deutsch-deutsche Historie mächtig um …

Eine hinreißende Story und der ideale Stoff für eine rasante Farce. Doch Becker („Das Leben ist ein Baustelle“) liegt soviel Vordergründigkeit fern. Er ist der britischenTragikomödie näher als dem deutschen Klamauk oder der US-Komödie. Vorsichtig und mit dem bitterem Beigeschmack der Einheits-Loser erzählt er eine grandiose Lüge, die aus Liebe wächst und ihre eigene Realität schafft.

Brühl trifft mit der ihm typischen Art aus orientierungslosem Jüngling und stillem Melancholiker jede kleineste Nuance. Er ist der Star, auch wenn er sich mit dem Understatement eines großen Mimen dagegen sträubt. Becker hält den Film nüchtern nostalgisch, kann aber nicht verhehlen, dass er ein Kinopoet ist: Wenn Christiane aus ihrer fiktiven DDR-Welt auf die Straße tapst, schwebt das riesige, abmontierte Lenin-Denkmal an einem Hubschrauber am Himmel vorbei, und der Zeigefinger des steinernen Genossen zeigt wie ein vorwurfsvoller Gott auf die verwirrte Anachronistin. Surreale Magie, die es nur im Film gibt.

Im Anschluss gibt es mit „Daniel Brühl – Der Reiz des Bösen“ eine Dokumentation über den Hauptdarsteller.

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