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TV-Tipp: „Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“

Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot
(Foto: Philip Gröning)

Zwei Geschwister werden von Langeweile, Heidegger und inzestuöser Spannung in einen Strudel der Gewalt gerissen. Unser Spielfilmtipp

Die herausforderndsten Filme im deutschen Kino macht derzeit Philip Gröning: In „Die Frau des Polizisten“ entwarf er 2013 ein beklemmendes Szenario häuslicher Gewalt, und viel bequemer wird es auch in seinem monströsen Coming-of-Age-Film nicht. Die 19-jährige Elena verbringt das letzte Wochenende vor ihrer Abiturprüfung mit ihrem Zwillingsbruder Robert. Sie sitzen auf dem Feld, trinken Bier, führen Diskussionen über Heidegger; Umbruch und Veränderung liegen genauso in der Luft wie eine inzestuöse Spannung – die sich schließlich in einer folgenreichen Wette zu entladen scheint. Dazwischen geht’s zur Tankstelle, dem einzigen räumlichen Fixpunkt in dieser Gegend, die ansonsten nur aus Wiesen, Wäldern und Brachland besteht.

Fast 180 Minuten dauert Grönings Werk: zwei Stunden philosophischer Diskurs, eine Stunde Gewalteskalation. Das ist so anstrengend wie es klingt, doch ist es für Gröning ein wichtiger Aspekt, dass man dem Werk seine Länge anmerkt: Es handelt von Zeit, wie sie vergeht, was sie ist, und wie man sie vielleicht besiegen kann. Und so kann man den letzten Akt dieses spröden Films auch als Versuch der Geschwister lesen, sich von der Determination ihres Lebens freizusprengen.

„Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“ läuft um 23.55 Uhr auf arte.

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