TV-Tipp: Nicolas Cage in „Lord of War – Händler des Todes“
In dieser zynischen Satire spielt Cage den Waffenhändler Yuri Orlov – ein Monster, das durch die Performance zum tragischen Helden wird. Unser Filmtipp
Abertausende leere Patronenhülsen liegen auf dem Boden, die Kamera fährt dicht über dem Boden darüber hinweg, bis sie an einem Mann im schwarzen Anzug zum Stehen kommt und aufzieht: Es ist Nicolas Cage als Waffenhändler Yuri Orlov, rauchend und lässig. Er sinniert dem Zuschauer ins Gesicht, dass jeder zwölfte Mensch auf der Welt eine Feuerwaffe besitzt. Was ihn vor die Frage stellt: Wie bewaffnet man die restlichen 11?
Ab geht Andrew Niccols zynisch-satirische Geschichte des ukrainischen Emporkömmlings, der zum größten gunrunner der 80er und 90er Jahre aufsteigt. Moralische Bedenken kennt er nicht; seine Rechtfertigung für diesen Job: „Ich kann es halt gut.“ Vom Libanon nach Liberia nach Sierra Leone, von der Post-Wende-Ukraine nach Kolumbien – in der die Erfolgsstory des Geschäftsmannes folgt ein Schauplatz dem nächsten, ein Bonmot dem anderen, reibungslos und präzise, und mit grausamer Logik – wie die Kugeln im Magazin einer Kalashnikov.
Fulminant legt Cage diesem monströsen Mann des halbautomatischen Todes eine Sanftmütigkeit in die rechtfertigenden Sätze, die so glatt und geleckt ist, dass man verlockt ist, ihm zu glauben. Fast zärtlich ist seine Beziehung zu einem Interpol-Agenten (Ethan Hawke), der ihm stets nachstellt, aber immer zu spät kommt. Die Spielzeugpistole seines Sohnes wirft Yuri in den Müll, geplante Flüchtlingsmassaker beliefert er ohne Wimpernzucken, auch, weil in seinem Geschäft Empathie der Genickschuss wäre. Yuri ist der tragische Held, und dass man Niccol das glaubt, stellt eine bewundernswerte Leistung dar. Osama Bin Laden, sagt Yuri in einem der klügsten Momente des Films, habe er übrigens nie beliefert. „Nicht aus moralischen Gründen – aber seine Schecks sind immer geplatzt.“