Uma Thurman
In der indischen Mythologie ist Uma die Göttin des Lichts und der Schönheit. In Portugal ist „uma“ die Zahl Eins. In Hollywood ist Uma Thurman die einzige Göttin, die mit einem Samuraischwert Licht in den Dschungel ihrer Gegner schlagen darf. Und schön ist sie sowieso.
_ulysses: In „Kill Bill“ schlagen Sie Ihren Gegnern mit dem Schwert Arme und Beine ab. An wenn dachten Sie, als Sie diese brutale Rolle spielten?
Uma Thurman: An niemanden, weil es letztendlich eine sehr konzentrierte Arbeit war. Quentin Tarantino benutzt Gewalt, um Stimmungen und Emotionen auszulösen. Manchmal wurde mir aber schon etwas übel, wenn ich für die nächste Kampfszene mit roter Blutsuppe bespritzt wurde und um mich herum lauter abgehackte Körperteile lagen. Ich fragte mich dann: Was für eine makabre und mittelalterliche Rachegeschichte erzählen wir hier eigentlich?
_ulysses: Sind Sie ein rachsüchtiger Mensch?
Thurman: Ja, ganz furchtbar sogar! Deshalb sollten Sie nur Gutes über mich schreiben (lacht). Scherz beiseite, ich würde mich als gutmütigen Menschen beschreiben, der versucht, mit anderen zu diskutieren, bevor er handgreiflich wird.
_ulysses: Wollen Sie behaupten, dass Sie noch nie Rachegedanken hatten?
Thurman: Es gab mal eine Situation, in der ich ausgerastet bin. Das war, als mein kleiner Bruder von einem Autofahrer angegriffen wurde. Ich ging zu ihm, brüllte ihn an und schubste ihn sogar. Das war aber auch das einzige Mal, dass ich meine Fassung verlor. Was nur daran liegt, dass ich ein zivilisierter Mensch bin, der nie um Grundbedürfnisse oder ums nackte Überleben kämpfen musste.
_ulysses: Hat es Ihnen Spaß gemacht, sich in „Kill Bill“ mal so richtig auszutoben?
Thurman: Um ehrlich zu sein, hatte ich anfangs Schwierigkeiten, denn wie die meisten Frauen bin auch ich so erzogen worden, jedem Konflikt aus dem Weg zu gehen, weil man einem Mann körperlich unterlegen ist. Fang bloß keinen Streit an, denn du wirst verlieren! Das saß tief in mir drin, und ich musste meine Hemmungen abbauen, um ein neues Bewusstsein zu mir und meinem Körper zu entwickeln.
_ulysses: Haben Sie alle Kampfszenen selbst ausgeführt?
Thurman: Die meisten, und Quentin hat mir zur Vorbereitung viele Filme mit Bruce Lee gezeigt. Ich wusste jedoch, dass ich nie so gut sein könnte wie er oder Jackie Chan. Also musste ich mir eine andere Form von Körperlichkeit suchen, um in den Kampfszenen glaubwürdig zu sein. Allein das Training dafür war brutal.
_ulysses: Haben Sie sich verletzt?
Thurman: Davor fürchtete ich mich an jedem verdammten Drehtag, und wenn man von Stuntmen umgeben ist, die mit ihren Schwertern fuchteln, bleibt es nicht aus, erwischt zu werden. Nur ein kleiner Fehlschritt in der Choreografie reichte dafür.
_ulysses: Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Mutter und Schauspielerin?
Thurman: Alles, was man über seine mütterlichen Pflichten hinaus macht, bringt dich in einen Konflikt. Das wird Ihnen jede Mutter bestätigen. Dennoch wollte ich mit der Schauspielerei nicht aufhören, denn ich liebe, was ich tue. Außerdem will ich vor allem meiner Mutter vermitteln, dass Frauen neben Familie und Haushalt auch noch andere Ziele und Aufgaben haben.
_ulysses: Sie haben sich vor kurzem von Ihrem Ehemann Ethan Hawke getrennt …
Thurman: Dazu will ich nichts sagen. Ich gehe meinen Weg, und „Kill Bill“ ist mein erstes großes Abenteuer, seit ich 30 geworden bin. Das macht mich stolz, weil es sich zum ersten Mal in meiner Karriere gut anfühlt, mich selbst auf der Leinwand zu erleben. Das ist für mich sehr viel.
Interview: Markus Tschiedert