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Urban Species: Interview

Man nannte sie Acid-Jazz, jene bunte Stilmixtur aus Soul, Jazz, Rap und Reggae, die sich auch auf dem Debüt der Urban Species fand. Mittlerweile sind vier Jahre vergangen, von Acid-Jazz redet kaum mehr einer, und von der Urbesetzung ist nur noch Peter „Mint“ Akinrinola übrig. Der coole Brite legt nun mit „Blanket“ (Motor) ein abgeklärtes Album mit schwermütigen Klängen und erlesenen Gästen nach.

K!N: Peter, alle vier Jahre ein Album – dein normaler Arbeitsrhythmus?

Peter Akinrinola: Nein, ich habe ja erst vor kurzem mit der Arbeit an „Blanket“ begonnen. Für den Außenstehenden sieht es vielleicht so aus, als sei ich faul gewesen, aber wir haben ja erst 96 aufgehört zu touren. Danach mußte ich ein bißchen ausspannen, bevor ich wieder zu schreiben anfangen konnte. Außerdem habe ich geheiratet und ein Haus gebaut. Mir kommen die vier Jahre wie eineinhalb vor.

K!N: Von der Urbesetzung bist nur noch du dabei. Sind die Urban Species eine bedrohte Art?

Akinrinola: Die Leute gehen fälschlicherweise davon aus, die Urban Species hätten sich aufgelöst, aber in erster Linie repräsentiere ich sie, während die Musiker um mich herum eben wechseln. Wir hatten also nicht vorrangig eine Band-Situation, sondern einen ganz natürlichen Entwicklungsprozeß.

K!N: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Soul-Jazz-Legende Terry Callier?

Akinrinola: Auf dem letzten Album habe ich ihn gesampelt. Wir begaben uns dann auf die Suche nach ihm, um ihm dafür Tantiemen zu zahlen, aber er war nicht auffindbar. Er hatte sich irgenwo in den Südstaaten verkrochen. Nachdem er wieder aufgetaucht war, kam sein Vertrag mit Talkin´ loud zustande, und der Zusammenarbeit stand nichts im Wege. Es ist schon ein Riesenunterschied, ob du nur jemanden sampelst oder leibhaftig mit ihm arbeitest.

K!N: Du hast deine Musik mal als universell bezeichnet. Macht sie das nicht zwangsläufig weniger persönlich?

Akinrinola: Eigentlich weiß ich gar nicht mehr so recht, was ich mit „universell“ gemeint habe. Das Album könnte kaum persönlicher sein. Es geht um mich und den Hintergrund, den ich habe, wobei ich aber nicht denke, daß man zwangsläufig alles selbst erlebt haben muß, um darüber schreiben zu können. Es reicht, wenn man das emotional nachvollziehen kann.

K!N: Das neue Album klingt ruhiger, entspannter. Hat sich auch deine innere Einstellung verändert?

Akinrinola: Ein bißchen vielleicht. Ich bin gesetzter und, wie ich glaube, auch musikalischer geworden. Viele Leute sind permanent auf der Suche nach etwas, von dem sie gar nicht wissen, was es ist. Sie müssen auf jeden Zug aufspringen, aus Angst, etwas zu versäumen. Ich hingegen bin zufrieden, wenn ich auch mal einen Zug vorbeifahren sehe.

Interview: Wolfgang Drewes

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