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Usher

Solche wie ihn, bedauert Usher Raymond, gäbe es ja kaum noch in der modernen Welt der schwarzen Musik. „Leute wie Prince oder Michael Jackson, das waren noch echte Größen, deren Sound und Stil absolut unverwechselbar gewesen ist“, sagt er – und lässt keinen Zweifel daran, wer noch zu dieser raren Spezies zählt: Usher.

„Du sitzt im Auto, machst das Radio an und kannst einen HipHop- oder R&B-Act kaum noch vom anderen unterscheiden“, motzt Usher. „Das liegt daran, dass das ganze Genre nicht mehr künstlerfokussiert ist wie früher, sondern von einer Handvoll Produzenten bestimmt wird.“ Deshalb hat der 25-jährige, der in Chattanooga/Tennessee zur Welt kam und jetzt in Atlanta lebt, eine Mission: „Ich trete an, um dem R&B die Seele zurückzugeben.“ Dabei behilflich sein soll ihm das neue Album, es heißt „Confessions“, ist das erste seit über drei Jahren und – der Titel deutet es an – auch sein persönlichstes. „Ich lege allen, die es hören wollen, meine Innereien zu füßen.“ Gnädigerweise ist „Confessions“ ein Tonträger und kein Splatterfilm. Allerdings: Daran mitgewirkt haben exakt die Kollegen, die der ehemalige Teeniestar (bei seinem ersten großen Hit „U make me wanna“ war Usher kaum volljährig) so tüchtig kritisiert: Die Neptunes, Jermaine Dupri, R.Kelly, Jimmy Jam & Terry Lewis, also fast alle der üblichen Verdächtigen. „Ja, so ist halt das Geschäft. Du setzt dich mit den Produzenten zusammen, guckst, was haben sie für dich, beide gucken, ob es passt, dann wird ein Track zusammen aufgenommen, und vielleicht landet der irgendwann auf der Platte.“ Wahrscheinlich aber nicht. 45 Songs habe Usher für „Confessions“ produziert, es sei ein sehr langwieiriger, gründlicher Auswahlprozess gewesen, bis etwa jeder vierte davon nun für alle zu hören ist. Kaum zu glauben also, dass „Yeah“, diese fetzig furiose Kombination mit Lil Jon und Ludacris, mit der Usher nun überall auf der Welt die Charts dominiert, wirklich mehr so aus Versehen veröffentlicht wurde, wie der Sänger, der einst von Puff Daddy entdeckt wurde, behauptet. „Das sollte nur so ein Test sein, wir haben „Yeah“ an ein paar DJs verschickt, aber die Leute flippten regelrecht aus auf die Nummer.“ Trotzdem bildet die R&B-HipHop-Fusion von „Yeah“ die Ausnahme, meist bewegt sich „Confessions“ stilistisch in sanfteren Soulgefilden, vielleicht hat Usher den Popanteil im Vergleich zum Vorgänger „8701“ etwas runtergefahren, aber immer noch handelt es sich um ein perfekt gemachtes R&B-Album für den aufgeschlossen Massengeschmack. Eine Platte, mit deren Hilfe verständnisvolle Jungs ihre Attacken in Richtung der weiblichen Lustzone starten können. Denn vor allem bei den Ladies, da hat er einen Schlag, unser Freund und Kupferstecher. War zuletzt mit Kollegin Rozonda „Chili“ Thomas von TLC liiert, was zwar auseinanderging, aber reichlich Seelenstripfutter fürs Album abwarf. Und auch sonst muss man ihn nicht unbedingt zur Kontaktaufnahme mit dem Weibsvolk nötigen. „Viele denken immer, ich wäre so ein lieber, braver Junge. Aber, hehe, das ist nur ein Teil von mir.“ Der andere Teil von Usher Raymond, der in seiner kommenden Single „Burn“ auf recht eindringliche Weise das Scheitern seiner Chili-Beziehung beweint, ist jüngst im Rahmen einer Nebenbei-Affäre Vater eines Kindes von geheimgehaltenen Geschlechts geworden. Doch, „Confessions“ hin oder her, so in Beichtlaune ist er nicht, als dass er über diese Geschichte, die Chili dazu veranlasste, mit ihm Schluss zu machen, nun groß Bericht erstatten möchte. „Ich stehe zu meinem Kind, und zu der Dummheit, die ich begangen habe. Aber ich ziehe es vor, nach vorne zu schauen.“

Steffen Rüth

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