Valeria Bruni Tedeschi
Valeria Bruni Tedeschi hat weit mehr zu bieten als nur die schwesterliche Verwandschaft mit dem Topmodel Carla Bruni. Die 34jährige Schauspielerin, Protagonistin in Mimmo Caloprestis neuem Film „Ist Liebe nur ein Wort“ (ab 7. Januar in den Kinos), gilt als Verkörperung des neuen Italien. Und das hat mit dem gängigen Dolce-Vita-Klischee rein gar nichts gemein. Auch hier gibt es nun Melancholie statt Machos, Psychopathen statt Pasta. Willkommen im 21. Jahrhundert! Wir sprachen mit Valeria Bruni Tedeschi über Italien, die Liebe – und über Woody Allen.
KULTUR!NEWS: Valeria, im Film „Ist Liebe nur ein Wort“ spielen Sie eine Frau, die sich eine Religion aus Farben und Zahlen zusammenbastelt und dahinter ihre Isolation und Lebensangst versteckt – sie sucht Liebe, ohne lieben zu können. Haben Sie selbst Angst vor der Welt und der Liebe?
Valeria Bruni Tedeschi: Ich habe Angst vor dem Leben, vor der Liebe, vor dem Tod, eigentlich vor allem. Aber damit bin ich zum Glück nicht alleine. Ich kenne viele Menschen, besonders Frauen, denen es genauso geht. Wir sprechen heute so viel über Liebe, weil wir Angst haben, sie zu leben. Wir komplizieren alles, weil wir Angst vor dem Einfachen haben. Wir haben Angst davor, was die Leute sagen.
K!N: Und das ist auch in Italien so?
Tedeschi: Natürlich gibt es das auch in Italien, besonders im Norden. Da gibt es viele Leute, die so viel Geld haben, daß eigentlich nichts ein Problem sein sollte. Sie machen nichts, aber das Geld ist immer da. Es wird zu einem schweren Schleim. Diese Leute kreisen nur noch um sich selbst und meinen, sich Zuneigung mit Geld erkaufen zu können. Mir ging das früher genauso.
K!N: Was ist für Sie normal, was verrückt?
Tedeschi: Ich denke, wir haben alle paranoide und schizophrene Elemente in uns, aber bei einigen treten sie häufiger und stärker hervor. Krankheit ist also eine Frage der Quantität. Wenn die Neurosen so stark sind, daß sie vom normalen Leben abhalten, dann ist das krank.
K!N: Meinen Sie, daß viele Menschen Liebe benutzen, um dahinter ihre Neurosen zu verstecken?
Tedeschi: Das ist ein sehr harter Satz und ein Schlüsselsatz für den Film. Ich mag ihn überhaupt nicht. Aber es ist was Wahres dran. Vielleicht werde ich auch nur deshalb so wütend, wenn ich ihn höre, weil ich diese Wahrheit nicht sehen will.
K!N: Also gibt es noch die echte, wahre Liebe?
Tedeschi: Ja. Solange es das Wort „Liebe“ noch gibt, existiert auch etwas in und hinter dem Wort. Deshalb ist die Liebe wohl auch noch nicht ausgestorben.
K!N: All das klingt ein wenig nach Woody Allen …
Tedeschi: Ja, Woody Allen wirft ähnliche Fragen auf wie unser Film. Ich liebe seine Filme – sie sind einfach perfekt.
Interview: Anna Schwan