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Ein Kammerspiel der Psychokriege

Mit Ulrich Thomsen, Lars Mikkelsen und Trine Dyrholm ist „Verdacht/Mord“ eine Thrillerserie mit Starbesetzung. Ab heute Abend auf 13th Street.

„Verdacht/Mord“ ist eine Serie voller Geheimnisse. Als der Ermittler Bjørn (Ulrich Thomsen)  in der Gerichtsmedizin erscheint, um routinemäßig einen Fall zu übernehmen, muss er erkennen, dass die junge Frau, die allem Anschein nach Stelbstmord begangen hat, seine Tochter Christina ist. Schnell wird klar, dass es zwischen Vater und Tochter Schwierigkeiten gegeben und sich die beiden deshalb nur selten gesehen hatten. Aber muss man deshalb überhaupt nichts über die eigene Tochter wissen?

In den ersten beiden Folgen der achtteiligen Serie sind als reines Kammerspiel angelegt: In der Gerichtsmedizin die erste, am Ort, wo die Leiche gefunden wurde, die zweite der mit einer Dauer von knapp über 20 Minuten doch sehr kurzen Folgen. Psychologische Kriegsführung von Seiten Bjørns geht bei den Verhören, die er vornimmt, Hand in Hand mit Gewalt. Schlägt der Ermittler dem Gerichtsmediziner wiederholt kräftig auf die Hand, die ihm dieser versöhnlich und empathisch reicht, so sind es in der zweiten Folge bereits Schläge ins Gesicht und das gezielte Verursachen von Schmerz in der Wange. Opfer: die Frau seiner Tochter. Regisseur und Drehbuchautor Christopher Boe baut das ganz selbstverständlich in die Handlung ein, was viel über die Psycholgie des Ermittlers sagt und viele Fragen aufwirft, wenn die Opfer dieser Behandlung sich nicht empört gegen diese Behandlung verwahren, wie zum Beispiel Christinas Frau Nikki.

Warum die Serie süchtig macht? Die kleinen zwanzigminütigen Häppchen sind es einerseits, andererseits der jeweils neue Ort einer jeden Folge, am stärksten aber trägt zur Spannung bei, dass man Anfangs überhaupt nichts über Christina weiß, dann aber wie in David Lynchs Klassiker „Twin Peaks“ im Fall Laura Palmer auch hier immer mehr Abgründiges über Christina erfährt: Sie wohnte in einer Luxuswohnung und bezahlte diese mit Prostitution, die sie übers Dark Net abwickelte. Wie das einhergehen konnte mit dem gleichzeitigen Zusammenleben mit Nikki, erfahren die Zuschauer nicht, da fehlt der Serie dann doch die Tiefe im Detail. Dafür legt „Verdacht/Mord“ sehr großen Wert auf die Verheimlichung der Motive bei Bjørn, der regelrecht obsessiv gegen den gerichtsmedizinsch bestätigten Selbstmord vorgeht. Der Pay-TV-Sender 13th Street zeigt diesen und kommenden Sonntag je vier Folgen der Serie. Eine zweite Staffel wird bereits produziert. jw

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