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Naked Cat: Keine Angst vor Klischees
Er trägt eine Maske, aber musikalisch lässt Naked Cat auf „Right here, right now“ keine Schutzmauer stehen. kulturnews präsentiert das Video.
Hinter dem Namen Naked Cat versteckt sich der Hamburger Produzent Julius Trautvetter, der schon mit Fettes Brot, Clueso, Hundreds und unzähligen anderen Musiker*innen zusammengearbeitet hat. Wobei – von Verstecken kann bei ihm eigentlich keine Rede sein. Denn obwohl der Multiinstrumentalist bislang keine Lust hat, sein Gesicht preiszugeben, könnte seine Musik offener nicht sein.
Seine organischen Elektropop-Songs handeln zumeist von der Liebe. Kalkül, ließe sich vermuten, ist aber Quatsch: Die Liebe ist für ihn alles, und die Erwartungshaltung eines etwaigen Publikums blendet Naked Cat beim Musikmachen kategorisch aus. kulturnews präsentiert heute das Video zu seinem neuen Song „Right here, right now“, und wir haben mit ihm über seine Maske, seine Debüt-EP – passenderweise „No Filter“ genannt – Klischees und Liebeslieder gesprochen.
Naked Cat im Interview
Julius, wir stehen auf deine Musik, aber zuerst mal müssen wir fragen: Warum die Maske? Möchtest du Cro Konkurrenz machen? Und warum ausgerechnet eine Katze?
Julius Trautvetter: Dankeschön erst mal für das Kompliment! Wisst ihr, nach dem Unfall, hat sich einfach alles geändert und mir war bewusst, dass ich mein Gesicht einfach keinem mehr zumuten kann… Böser Scherz. In Wahrheit bin ich einfach viel zu attraktiv für meine Fans. Und ich finde es auch einfach sehr wichtig, dass man den Fokus vom hübschen Gesicht zurück auf das Wesentliche lenkt – nämlich die Musik. Dazu kommt: Ich bin wirklich kein Hundetyp. Aber als Veganer finde ich natürlich trotzdem alle Tiere toll, also frei, in der Natur, und nicht auf dem Teller. Es gibt ja den Mythos, dass Katzen sowas wie eine übernatürliche Verbindung zu transzendenten Welten haben sollen. Daher finde ich die grundsätzlich erstmal ziemlich cool.
Apropos übernatürliche Verbindungen: Auf deiner EP „No Filter“ dreht sich beinahe alles um die Liebe. Treibt dich dieses Thema gerade besonders um? Warum?
Trautvetter: Für mich ist die Liebe allgegenwärtig. Das ganze Leben dreht sich komplett um sie. Am Ende des Tages lässt sich für mich alles, was wir tun, auf Liebe zurückführen. Egal, ob das jetzt Selbstliebe oder Nächstenliebe ist. Auch der Schmerz, den Liebe hinterlassen kann, entwickelt sich manchmal zu einem krass starken Antrieb. Der Großteil der EP ist zwischen einer super schmerzhaften Trennung und dem heftigsten Verliebtsein entstanden, das ich je erlebt habe. In so einer Phase liegt ja ganz viel offen, und man sucht nach einem Ventil, über das sich das emotionale Potenzial entladen kann. Ich finde es immer wieder krass, wie facettenreich sich die Liebe im Leben zeigt und in wie vielen unterschiedlichen Nuancen sie gelebt werden kann. Wahnsinn.
Liebeslieder sind wohl das schwerste, was man sich als Musiker auferlegen kann – die Konkurrenz ist am größten. Welche Liebeslieder haben dich inspiriert und wie vermeidest du Klischees?
Trautvetter: Ehrlich gesagt finde ich Klischees gar nicht schlimm. Und grundsätzlich bin ich auch einfach nicht der Typ, der viel darüber nachdenkt, was er alles nicht machen darf oder auf jeden Fall tun sollte, wenn er einen Song schreibt. Ich bin ein großer Freund davon, einfach draufloszuschreiben. Ohne Konzept. Mir ist wichtig, die Momentaufnahme einer Emotion in dem Song so zu verpacken, dass er dieses Gefühl erkennbar transportiert, das geht am besten direkt aus dem Bauch.
Als Songwriter muss man über die Jahre üben, sich zu vertrauen und sich nicht von äußeren Einflüssen verunsichern zu lassen. Das geht total schnell und ist jeden Tag auf’s Neue eine Riesen-Challenge. Ich merke auch, dass Lovesongs mich am allermeisten packen und berühren. Konkret haben mich in der Writing-Phase die „Heartbreak Hits“ von Theo Katzman total abgeholt. Ein ganzes Album nur über die Liebe und ein unglaublicher Musiker dazu. Die solltest du auf jeden Fall mal checken!
Wird gemacht! Zurück zu dir: Du bist als Produzent supergut vernetzt und hast für deine neue EP „No Filter“ alles selbst geschrieben und eingespielt. Wie lange hat es gedauert, bis du dich bereit gefühlt hast, den Alleingang zu starten? Und wer deiner Musikkolleg*innen hat dich am meisten gelehrt?
Trautvetter: Ich hatte schon immer eigene Band-Projekte an denen mehrere Musiker*innen beteiligt waren. Wenn man aber ganz auf sich allein gestellt ist und ein Soloprojekt fährt, muss man noch mal ganz anderen Mut aufbringen. Man kann sich hinter nichts mehr wirklich verstecken, außer einer Katzenmaske vielleicht. (lacht) Ich glaube, dass alles seine Zeit hat. Und manchmal muss sich das Leben eben erst so drehen, dass man spürt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um mutig zu sein.
Das war bei mir letztes Jahr der Fall, und dann gab es auch keine Zweifel mehr: Ich wollte gehört werden. Was meine Kolleg*innen betrifft bin ich in Hamburg natürlich an einer riesigen Quelle der Inspiration. Ich hatte und habe das große Glück, mit vielen tollen Künstler*innen zusammenzuarbeiten, da kann ich wirklich niemanden hervorheben. Ich ziehe aus jeder Begegnung neuen Input und lass mich gern von unterschiedlichen Charakteren und deren Lebensweisheiten faszinieren.
Wo wir schon bei Unterschieden sind: Du verbindest Elektronik mit Akustik, bewegst dich an der Schnittstelle zwischen Tanzbarkeit und Intimität – wie bekommst du diese Mischung so zielsicher hin? Hast du für „No Filter“ Stücke verwerfen müssen, die zu sehr in die eine oder die andere Richtung gehen?
Trautvetter: Wow – das hast du aber schön beschrieben. Ich mag elektronische Musik – ich mag akustische Musik. Das, was ihr hört, ist einfach zu 100% mein eigener Geschmack. Ich wollte Musik machen, die ich mir selbst gerne anhören würde. Ich habe also vor allem nicht nachgedacht, sondern einfach gemacht und mich ausgetobt. Ich habe so viele Songs herumliegen, dass ich mir ganz bewusst diese fünf herausgesucht habe und in eine erste EP zusammenschmieden wollte. Aber natürlich gibt es grundsätzlich immer wieder mal Songs, die ich anfange und nicht fertig schreibe, oder eher auf den Stapel „vielleicht für jemand anderes“ packe.
Danke für das Interview! Bonusfrage: Welche Maske der Musikgeschichte ist die beste (außer deiner)?
Trautvetter: Ha! Das ist ganz einfach. Natürlich die Maske von dem Phantom der Oper. It’s a classic.
„No Filter“ erscheint am 7. Mai.