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Videospiele – Kultur oder Kapitalismus

Video Games
Videospiele (Foto: Victoria Watercolor/Pixabay)

Wo liegt der Unterschied zwischen Kunst und Kapitalismus? Nicht nur in der Videospielbranche stellt sich diese Frage oftmals.

So setzen viele Musikproduzenten nicht mehr auf künstlerisch wertvolle Lieder, sondern auf One-Hit-Wonder, mit denen man schnell Klicks generieren kann. Besonders wenn Lieder auf Plattformen wie TikTok verwendet werden, kann man gut Geld damit verdienen. Doch wie ist es bei Videospielen? Hier hat in der Vergangenheit der Fokus vermehrt auf den Verkaufszahlen gelegen

Ein riesiger Markt

Der Videospielmarkt ist riesig. Innerhalb der ersten Woche nach dem Verkaufsstart der beliebten Fußballsimulation FIFA 23, spielten bereits mehr als zehn Millionen Spieler das Spiel. In den folgenden Monaten wird diese Zahl weiter enorm angestiegen sein. Bei einem Verkaufspreis von 70 Euro, ist das ein Gewinn von 700 Millionen Euro – in nur einer Woche. Um diese Gewinne regelmäßig einzustreifen, werden Spiele am Fließband produziert. FIFA wird einmal jährlich veröffentlicht, wobei durch In-Game-Features die Gewinne noch weiter ausgebaut werden. Dieser große und digitale Markt ist ein großer Unterschied zu Filmen, Serien und Musik, welche teils über gewisse Abos konsumiert werden können. Durch die starke Kommerzialisierung muss die Kunst dem Profit und der Kommerzialisierung weichen.

Die Unvollständigen

Ein Videospiel hat den Anspruch, vollständig zu sein. Sollte dies nicht der Fall sein, gibt es im Spiel einen Glitch. Diese können teils unterhaltsam sein, wie etwa in Madden NFL 15, als Christian Kerksey plötzlich um 1,53 Meter schrumpfte. Wie man in diesem Cyberghost-Artikel nachlesen kann, gab es ebenfalls einmal den Bug, dass in FIFA alle Spieler riesige Hände bekommen haben. Trotz etwaiger Fehler muss bei vielen Reihen jährlich ein neuer Ableger veröffentlicht werden. Wie man am Beispiel von FIFA 23 sieht, geht es hierbei um viel Geld und die Existenz der Mitarbeiter – da nimmt man etwaige Fehler in Kauf. Im Gegensatz dazu hat die meiste Kunst nicht den Anspruch, komplett zu sein und nur wenige Branchen haben festgesetzte Termine zur Veröffentlichung. Künstler haben so den Freiraum der Zeit, welcher im Markt der Videospiele nicht gegeben ist.

Foto: merlinlightpainting/Pixaby

Ein Meisterwerk

Es gibt aber auch Spiele, welche darauf abzielen, ein Meisterwerk zu werden und Spieler für eine lange Zeit zu begeistern. Dabei ist natürlich auch ein Profitgedanke involviert, dennoch soll dieser Profit über den Spaß der Spieler generiert werden. Durch den kreativen Prozess, in welchem Welten geschaffen und Ideen verwirklicht werden, kann man eine Kunstform verstehen. Selbst wenn der große Unterschied bleibt, dass man bei anderen Kunstformen nur eine passive Beobachtung ausführt. Es gibt viele verschiedene Definitionen von Kunst, manche schließen hier Videospiele mit ein, andere nicht.

Es hängt von dem individuellen Spiel ab

Im Endeffekt ist ein pauschales Urteil natürlich nicht möglich – dafür ist Kunst zu individuell. Besonders in den vergangenen Jahrzehnten gab es immer mehr Tendenzen in Richtung Kommerzialisierung der Kunst, was man vor allem in der Musikbranche sehen kann. Bei den Videospielen liegt der Fokus ebenfalls stark auf den Verkaufszahlen. Nachdem nicht nur eine Band oder einzelne Künstler hinter dem Spiel stehen, sondern hunderte Mitarbeiter, welche ihre Familie erhalten wollen, braucht es dieses Einkommen. Dennoch gibt es immer wieder einzelne Indie-Spiele, welche künstlerisch wertvoll sind und letztlich ist es bereits eine Kunst, die Spiele zu kreieren. Dann wären die Videospiele auch Kunst – auf ihre eigene (kommerzielle) Art und Weise.

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