Vin Diesel
Vin Diesel sieht aus wie das Kind, das Telly Savalas mit Miss Universum gezeugt haben könnte. Ist er Hollywoods letzter echter Kerl? Oder nur ein Deoroller mit Muckis und Machismo? Wir fragten nach.
_ulysses: Vin, mit den Frauen läuft es offenbar immer besser. Beim Late-Night-Talker Jay Leno meinten Sie, dass die Girls Sie regelrecht verfolgen würden.
Vin Diesel: Oh yeah, das ist richtig! (lacht) Aber so toll finde ich das überhaupt nicht, denn ich vermisse es, den Frauen ungestört nachjagen zu können. Früher, während meiner Zeit als Türsteher, war ich ein richtiger Schürzenjäger und hatte meinen Spaß dabei. Ich liebte alle Frauen – so wie es sich halt für einen gehört, der in New York aufgewachsen ist. Und obwohl ich eigentlich der Jäger bleiben möchte, bin ich nun zum Gejagten geworden. Das widerspricht extrem meiner Natur.
_ulysses: Na kommen Sie, die meisten Männer würden nur zu gern mit Ihnen tauschen!
Diesel: Das ist nicht wahr, glauben Sie mir. In meiner Position kann man sich nicht mehr sicher sein. Ein ungestörter Kinobesuch oder ein Essen in normaler Umgebung ist fast nicht mehr möglich. Zum Glück habe ich noch Kontakt zu meinen alten Freunden und Kollegen, mit denen ich früher Seite an Seite gekämpft habe.
_ulysses: Und jetzt sind Sie der stählerne Actionstar, der jeden platt macht …
Diesel: … und der ständig unter Beobachtung steht. Meine Rollen haben eine glasklare Aussage: Leg dich nicht mit mir an! Dabei habe ich noch nie behauptet, dass ich besser wäre als die anderen.
_ulysses: Ihre jungen Fans bewundern vor allem die zur Schau gestellte Coolness.
Diesel: Stimmt. Blütenweiße Helden ohne Ecken und Kanten kommen bei den Kids von heute nicht mehr an. Das alte Helden-Konzept hat ausgedient. Man muss die Beweggründe des Protagonisten nachvollziehen können. Gerade in unserer heutigen Kultur, in der man sich für nichts und niemanden mehr entschuldigt. Jemand wie Paris Hilton war vor zehn Jahren doch völlig undenkbar! Es ist bemerkenswert, wohin das Niveau abdriftet.
_ulysses: Die Kritiken zu „Riddick“ sind vernichtend …
Diesel: Darauf gebe ich einen Scheiß. Einige Kritiker sind auch befangen und halten mich für einen Emporkömmling, der zwar die große Kohle scheffelt, sich aber nie wirklich beweisen musste. Die kennen eben meine Vorgeschichte nicht. Um damals „Stray“ machen zu können, habe ich ein Jahr lang Telemarketing gemacht und am Telefon Glühbirnen und Schraubenzieheber verkauft. Und überhaupt: Wissen Sie, was für mich viel mehr zählt als die Kritiken? Wenn das Publikum im Kino vor Begeisterung johlt. Das ist für mich Befriedigung genug.
Interview: Rico Pfirstinger