Violent Femmes
Auf weiteren psychotischen Folk-Punk der Violent Femmes haben wir lange warten müssen – die Neunziger waren für die Band magere Jahre. Doch die Nuller werden stark, wie das ruppige, erdige, rasante neuen Album „Freak Magnet“ (Volgato/Zomba) beweist.
city.mag: So schön die neuen Songs sind, auf eurem Livealbum „Viva Wisconsin“ merkt man, dass die Lieder am besten mit Minimalbesetzung, in kleinen Clubs gespielt, wirken …
Brian Ritchie: Wir waren vor kurzem in Dublin und in einem Pub spielte ein Typ „Sunny Afternoon“ von den Kinks nur auf der Gitarre – und wenn man das so hört, merkt man, was für ein großartiger Song das ist. Songs, die alle möglichen Verzierungen brauchen, um zu funktionieren, sind vielleicht auch schöne Kunstwerke, aber sie werden nicht die Jahrhunderte überdauern.
city.mag: Ist das euer Ehrgeiz?
Ritchie: Nein, das kann man nicht planen. Wenn man das versucht, macht man ganz bestimmt sehr, sehr schlechte Musik. Ob etwas bleibt oder nicht, unterliegt vollständig äußeren Einwirkungen. Der Musiker kann das niemals kontrollieren, also warum sollte man’s versuchen?
city.mag: Immer wieder hört man die Meinung, euer erstes Album sei auch euer bestes gewesen – ist das nicht sehr lästig?
Ritchie: Das hat einfach kommerzielle Gründe; es hat sich halt am besten verkauft. Wir fanden immer, es wäre nicht gut für die Band, wenn wir anfangen würden, uns zu wiederholen. Im Rock trifft das viele Leute: die Byrds, The Velvet Underground, Television – es gibt eine lange Liste von Bands, deren erste Platte als beste gilt. Gut: Wenn eine Band einen ungewöhnlichen Sound hat, hat die erste Platte natürlich auch die größte Wirkung; Mein Rat an junge Bands: Macht ein mittelmäßiges erstes Album, dann kommt euer zweites besser an!
city.mag: Bevor ihr kamt, stand Wisconsin für Rinderzucht, aber nicht für Popmusik …
Ritchie: O ja! Als wir zum ersten Mal durch das ganze Land tourten, fragten uns die Leute: „Und wo kommt ihr her?“ – „Aus Milwaukee.“ – „Nein, im Ernst, wo kommt ihr her? Aus Los Angeles oder aus New York?“ – „Keins von beiden, wir kommen aus Milwaukee.“ – „Nein, im Ernst, wo kommt ihr her?“ Tja, wir waren eben die erste Band aus Wisconsin, die bekannt geworden ist. Es gibt auch andere berühmte Leute aus Wisconsin, Les Paul, der Erfinder der elektrischen Gitarre, und Al Jarreau, aber die wurden erst berühmt, nachdem sie weggegangen waren. Wir waren die ersten, die berühmt wurden, während sie noch in Wisconsin lebten. Aber wir leben jetzt in New York.
Interview: Rolf von der Reith