Violent Femmes: „Hotel last Resort“
Mit ihrem zehnten Album kehren die Violent Femmes zu alter Ausdrucksstärke zurück – und lassen den Teenager-Geist vergangener Tage endlich hinter sich.
Das Debüt der Violent Femmes aus dem Jahr 1983 funktioniert in der Indiedisko auch heute noch als Schlachtruf für ewige Jugend: Zeilen wie „Why can’t I get just one fuck, I guess it’s got something to do with luck“ aus „Add it up“ bringen auch im Tinder-Zeitalter die pubertären Nöte perfekt auf den Punkt. Doch bis auf den direkten Nachfolger „Hallowed Ground“ und vereinzelte Songs wie „American Music“ vom 91er-Album „Why do Birds sing?“ kam danach von der Band aus Wisconsin nicht mehr viel.
So zeitlos ihre angestammte Mixtur aus Postpunk und Straßenmusik-Folk auch ist, so wenig überzeugten die Versuche der Violent Femmes, sie in ein amtliches Rockformat zu übertragen oder mit Elektronik ein aufregendes Update hinzubekommen. Die 15-jährige Bandpause war nachvollziehbar, und auch das Comebackalbum „We can do everything“ aus dem Jahr 2016 vermochte den Titel noch nicht wirklich umzusetzen. Ganz anders jetzt das mittlerweile zehnte Album – und das macht gleich der Opener „Another Chorus“ deutlich: Mit dem Refrain „Please don’t sing another chorus, that’s the thing that sparks to bore us“ verteilt Gordan Gano als dilettantischer Rapper Kollegenschelte.
Die Brüchigkeit in seiner nöligen Stimme ist immer noch da, nur ist er jetzt nicht mehr der hormongeplagte Jüngling kurz nach dem Stimmbruch, sondern ein 56 Jahre alter Mann, der mit der Welt hadert und in sein aberwitziges Geätze mehr Weisheit packt als ihm womöglich selbst bewusst ist. „Everlasting you“ ist ein alterskluger Herzensbrecher, mit „Sleepin’ at the Meetin’“ kommt man durch den Arbeitsalltag, und weil ein bisschen Weiterentwicklung ja eben doch nicht schadet, nutzen sie bei „Adam was a Man“ einen Weber Grill als Rhythmusinstrument. Vor allem aber ist da der Titelsong, bei dem sie vom legendären Television-Gitarristen Tom Verlaine unterstützt werden. Mit „Hotel last Resort“ errichten sie den perfekten Rückzugsort für in die Jahre gekommene Musiker: „I don’t change the chords anymore, the chords change by themselves.“
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