Von BRAT zu Brontë: Charli xcx kündigt neues Album an
Charli xcx öffnet die Türen zu einem Spukhaus voller Liebe und Schmerz. Im Februar erscheint ihr Soundtrack zum Brontë-Drama „Wuthering Heights“.
Charli xcx hat ihren Glamour und die Sonnenbrillen längst im Feuer ihrer BRAT-Ära zurückgelassen. Die Partylichter sind erloschen, jetzt flackern nur noch Kerzen. Für Emerald Fennells heiß erwartete „Wuthering Heights“-Verfilmung (mit Margot Robbie als Catherine und Jacob Elordi als Heathcliff) liefert die britische Künstlerin nicht nur einen einzelnen Song, sondern gleich den kompletten Soundtrack. Ein perfektes Match: eine Musikerin, die sich ständig neu erfindet, trifft auf einen Roman, der seit 1847 Herzen bricht und Debatten entfacht. Der Soundtrack umfasst zwölf Songs und erscheint am 13. Februar. Einen Tag später, am Valentinstag, kommt der Film ins Kino.
Schon der Trailer ließ die Stimmung erahnen: Eine dramatisch anschwellende Version von Charlies Lied „Everything is Romantic“ untermalt die stürmischen Bilder und Fans waren sofort im Fieber. Jetzt folgen die ersten zwei Originalsongs: „House“ (feat. John Cale) und „Chains of Love“, beide begleitet von düsteren, opulenten Musikvideos. „House“ beginnt mit einem unheimlichen gesprochenen Intro von John Cale, bevor Charli verzerrt, fast gequält einsetzt und immer wieder das Mantra „I think I’m gonna die in this house“ wiederholt. Gothic pur: halb Ekstase, halb Fiebertraum. Das Musikvideo ist nicht weniger spooky. Im Video rennt Charli barfuß im barocken Kleid durch einen dunklen Wald, ihre pechschwarzen Locken im Wind. Sie tanzt auf einem geschlossenen Grab, stürzt und flieht, wie eine moderne Catherine Earnshaw, gefangen im eigenen Spukhaus.
Ein schaurig-romantisches Universum
Der zweite Song führt noch tiefer in die Romantic-Goth-Welt. Musikalisch bleibt er unverkennbar Charli, doch eine Charli xcx, die ihre Hyperpop-Brat-Attitüde gegen etwas Verletzliches, fast Barockes tauscht. Im Video tanzt sie auf einem Glastisch, bis die Platte durch den präzisen Tritt ihres Highheels wie Herzschmerz zersplittert. Scherben schießen durch den Raum; schließlich liegt die Sängerin blutend am Boden. Ein visuelles Echo ihres Texts: „I know the chains of love won’t break, shattering like glass is the breaking of my heart. The chains of love are cruel, I shouldn’t feel like a prisoner.“ Die Kombination aus Brontës wilder Liebestragödie, Fennells provokanter Filmsprache und Charli xcx’ experimenteller Soundwelt zieht auf wie ein Gewitter. Kritik an historischen Freiheiten gibt es bereits, wie immer bei modernen Adaptionen. Doch Charlis Soundtrack wirkt wie das fehlende Puzzleteil: mutig, dramatisch, düster und herrlich skandalös. Und wäre es nicht Brontë-unwürdig gewesen, wenn eine neue „Wuthering Heights“-Adaption ohne Skandal auskäme? Schon 1847 sorgte der Roman, veröffentlicht unter männlichem Pseudonym, für ordentlich Aufruhr. Charli scheut solche Dramen nicht. Und auch wir sind bereit, die Clubnacht gegen Spukhäuser, Nebelschein und Korsett-Drama einzutauschen.