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Waldeck

Der Downbeat-Dandy Waldeck gilt als einer der Hauptakteure der Wiener Elektronik-Szene. Der etwas melancholische Sound – typisch für den Österereicher – zieht sich als roter Faden auch durchs neue Album „The Night Garden“. Kulturnews sprach mit dem Wiener über seine Londoner Zeit, Sampling und Jörg Haider.

citymag: Du warst 1992 in London, um deine Doktorarbeit zu schreiben, und hast dort angefangen, Remixe für Techno- und House -Labels zu machen. Wie kam das zustande ?

Waldeck: Ich hatte vorher schon in Wien ein kleines Homestudio, das ich in mein Auto gepackt und komplett mit nach London genommen habe, mit Mischpult und Keyboard und allem. Ich hatte einen einzigen Kontakt in London, und mit dem Typen hat sich dann gleich die Möglichkeit ergeben, bei einem Remix mitzumachen.

citymag: Und hast du deine Doktorarbeit beendet ?

Waldeck: Ja klar, und über diesen Umweg gab es einige interessante Zufälle: Ich sprach mit einem Musikanwalt über meine Doktorarbeit, und in dem Zusammenhang spielte er mir den Track einer Sängerin vor – das war Joy Malcolm, die Sängerin, mit der ich noch heute arbeite.

citymag: Manche Künstler, wie Matthew Herbert etwa, lehnen Sampling neuerdings strikt ab. Was hältst du davon ?

Waldeck: Ich finde es auch spannender, die Sounds selbst zu machen, aber ohne Sampling wären einige neue Musikstile nicht möglich gewesen. Inzwischen hat das Samplen allerdings Auswüchse angenommen, da kommt das Gefühl auf, das überhaupt nichts Eigenes mehr drin ist. Es gibt zu viele lieblose Coverversionen; recycled, durchschaubar, kommerziell. Es findet keine Auseinandersetzung mit dem Werk mehr statt.

citymag: Apropos: Du coverst „I talk to the Wind“ von King Crimson.

Waldeck: Ich war schon immer ein grosser King-Crimson-Fan, und der Track hat mir schon immer gut gefallen. Die Lyrics sind so modern – vielleicht sind sie jetzt moderner als damals. „The straight man to the late man“, zwei Welten prallen da aufeinander, das hat mich gepackt. Aber ich finde eher, ich habe eine Neuinterpretation gemacht; es ist mehr als ein Cover.

citymag: Das neue Album „The Night Garden“ …

Waldeck: … ist ein recht melancholisches Album und nicht mehr so streng an den Computer gebunden. Beim zweiten Hinhören ist es sogar versteckt romantisch.

citymag: Politische Frage: Jörg Haider und seine Politik haben nicht nur in Österreich für ziemlichen Wirbel gesorgt. Deine Einschätzung ?

Waldeck: Es ist klar, dass ich die Politik von Haider in keiner Weise unterstütze. Aber so wie Haider immer irgendwie einfache Lösungen liefert, genauso wurde mit platten Antworten auf dieses Phänomen reagiert; einige Leute haben wie schlechte Verlierer reagiert, nach dem Motto: Demokratie ja, aber die Partei darf nicht gewinnen. Das Problem ist: Er wurde demokratisch gewählt, und es liegt im Wesen der Demokratie, dass sich Machtverhältnisse verändern. Aber ganz sicher wird sich Haider auf Dauer nicht halten.

Interview: Ulrike Krahnert

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