„Warfare“: Krieg im Kinosessel

Dieser Film geht beim Zuschauen an die Nerven. Im Kino startet jetzt der Kriegsfilm „Warfare“ von Regisseur Alex Garland. Kriegsveteran Ray Mendoza war auch maßgeblich beteiligt.
Die Frage, ob Kriegsfilm oder Antikriegsilm, ist meist schwierig zu beantworten, in diesem Fall aber ist es noch schwieriger. Einerseits ist „Warfare“ – 17. 4. im Kino – so abschreckend wie nur irgendwas, weil er jede Verwundung, jeden Schrei des Schmerzes offenlegt und den Menschen im Kinosaal über Leinwand und Dolbysurround ins Nervensystem prügelt . Andererseits beginnt der Film mit einer Einstellung, in der die Kampfeinheit der Navy Seals zu Eric Prydz‘ Dance-Hit „Call on Me“ tanzt, als gäbe es kein Morgen.

„Warfare“: Zuerst die Party, dann der Krieg
Und: Nicht nur Ray Mendoza als Veteran, der mit Alex Garland Regie führte, bringt den Stolz der im Jahr 2006 durch die Hölle gegangenen Einheit in den Film. Die meisten der Überlebenden sind spätestens im Abspann mit ihren Gesichtern zu sehen und werden gefeiert. Sicher ist das nicht falsch, aber ein Film, der dies tut, ist in seiner Ausrichtung kein Antikriegsfilm mehr.
So viel kann man sagen: Die Kinosäle werden nach spätestens einer Dreiviertelstunde des Films leerer werden, denn „Warland“ ist ein Kriegsfilm von besonderer Intensität und Brutalität – gedreht nach den Berichten von Mitgliedern einer Navy-Seals-Einheit, die im Jahr 2006 angegriffen wird, nachdem sie in der Nacht ein Wohnhaus besetzen und es zu einer Überwachungsbastion umfuntionieren. Die dort wohnende Familie wird kurzerhand in einem Zimmer eingeschlossen. Dominiert wird die erste halbe Stunde des Film von der Observation der umliegenden Straßen, einer vollkommen ruhigen Tätigkeit und einer Kommunikation im Flüsterton. Einige Soldaten machen Workout, andere versuchen zu schlafen, während die Scharfschützen am Gewehr die Ruhe selbst sein müssen. Dann explodiert eine Handgranate, und mit ihr explodiert auch der Film. Laut gebrüllte Befehle, Schüsse im Stakkato, die Versorgung der Verletzten und ein erster versuchter Rückzug sind die Folge.
Mit der Eskalation der Lage eskaliert auch die Tonspur, sie übernimmt neben den grausamen Bildern die Herrschaft über die Gefühle beim Zuschauen. Die wie ein weiterer Soldat durch den Raum hetzende Kamera und der Ton sind mittendrin, wenn Schwerstverwundete winseln, wimmern, gellende Schreie ausstoßen und mit markerschütterndem Brüllen nach Morphium verlangen. Ein den Explosionen folgender Tinnitus wird immer wieder vom Sound imitiert, so dass man meint, mittendrin im Geschehen und selbst in Gefahr zu sein. So ist man regelrecht froh ist, wenn endlich wieder ein Gefecht die Handlung bestimmt und nicht mehr das Leid. Alex Garland hat nicht nur Regie geführt, sondern auch das Drehbuch gemeinsam mit dem Veteranen Ray Mendoza geschrieben, der dieses Gefecht im Jahr 2006 selbst im Irak erlebte.