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Warum wir im Kino eigentlich Popcorn essen

Bereits in der Vorhalle eines Kinos weht einem der verführerische Duft von frischem Popcorn um die Nase.

Den meisten läuft bei diesem appetitlichen Geruch das Wasser im Mund zusammen. Dabei ist Popcorn mehr als eine knusprige Leckerei. Es gehört für viele zu einem gelungenen Kinobesuch dazu. Doch wie kam es eigentlich zu dieser Liebesbeziehung zwischen Lichtspielhaus und gepopptem Mais?

Knuspern im Kino? Zunächst war das undenkbar

Bevor heutige Cineasten ihren Platz im Kinosessel einnehmen, reiht sich ein Großteil von ihnen in der Schlange vor dem Snackstand ein. Zwar stehen hier auch Nachos, Schokolinsen und Gummibärchen zur Auswahl. Der Verkaufsschlager ist und bleibt jedoch das Popcorn.

Ob Filmfans sich eine kleine oder große Tüte gönnen, hängt sicherlich vom eigenen Appetit ab. Manchmal verweist auch ein Digital Signage, also ein digitaler Aufsteller, auf sogenannte Spar-Menüs, Sonder- oder Rabattaktionen.

Bewegt sich die Warteschlange nur langsam voran, bleibt genügend Zeit, um einen Blick auf die verlockenden Angebote zu werfen. Der Anblick perfekt in Szene gesetzter Leckereien verführt den ein oder anderen, der eigentlich nur ein Getränk wollte, doch noch zum Naschen.

Im 20. Jahrhundert, in den ersten Kinos der USA, war das übrigens noch undenkbar. Denn Popcorn und andere Snacks verursachen beim Verzehr die typischen Knabbergeräusche, die aus damaliger Sicht den Filmgenuss hätten stören können. Daher mussten Besucher des sogenannten Filmtheaters, die sich Popcorn an einem Straßenstand gekauft hatten, dieses im Kino sogar abgeben.

Popcorn als eine Jahrmarktsattraktion

Zwar war Popcorn in den Kinos noch nicht gern gesehen. In Zirkussen und auf Jahrmärkten hatte es jedoch bereits seinen großen Auftritt – und das schon seit 1885. Denn damals wurde die erste mobile Popcornmaschine ins Leben gerufen, dank der die knusprige Leckerei überall verkauft werden konnte.

Doch nicht nur der mobile Verkauf war für den Popcornerfolg verantwortlich. Allem voran war es sicherlich der charakteristische Duft nach Butter und Zucker, der die Menschen an die Verkaufsstände lockte. Der süße oder leicht salzige Geschmack tat dann sein Übriges, um Popcorn als beliebten Snack unter die Massen zu bringen.

Ein weiterer Vorteil: Die einzelnen gepufften Maiskörner sind klein und handlich. Dadurch können sie bequem im Stehen oder beim Gehen gegessen werden.

Ab den 1930ern darf das Popcorn ins Kino

Die „Popcorn-Prohibition“ in den Kinos fand erst im Rahmen der Großen Depression in den 1930er-Jahren ein Ende. Aufgrund der wirtschaftlichen Flaute in den USA sanken die Kartenverkäufe in den Lichtspielhäusern. Um dennoch Menschen ins Kino zu locken und den Umsatz zu stabilisieren, wurde vor den Vorführräumen Popcorn verkauft.

Dafür nahmen die Kinos zunächst externe Popcornverkäufer unter Vertrag. Später wurde die Popcornherstellung kinointern. Denn die Verträge mit den Snackverkäufern verursachten oft hohe Kosten. Popcornmais selbst zu kaufen und zu verarbeiten, war eine deutlich günstigere Lösung.

Wer sich fortan einen Film anschauen wollte, kam im Kino in den Genuss von hauseigenem Popcorn. Dieses war selbst in der Finanzkrise für viele Amerikaner ein kleiner Luxus, den sie sich leisten konnten.

Der Zweite Weltkrieg bringt Popcorn und Kino endgültig zusammen

Langsam verbreitete sich das Popcorn zwar schon in den US-amerikanischen Kinos. Seinen Siegeszug trat es jedoch erst etwas später an – ausgerechnet während des Zweiten Weltkriegs.

Damals litten die USA an vielen Kriegsfolgen, unter anderem an Zuckermangel. Das sogenannte „weiße Gold“ wurde daher stark rationiert. Für süße Leckereien bedeutete das ein jähes Ende. Popcorn konnte mit seinem salzigen Geschmack jedoch weiterhin genossen werden.

Das Popcorn hält in Deutschland Einzug

In die deutschen Kinos kam das Popcorn erst Jahrzehnte später – vermutlich in den 1970er-Jahren. Laut der Berliner Zeitung war es der Münchner Filmaktivist Dieter Buchwald, der nach einer USA-Reise im Jahr 1977 vom aufgepoppten Mais überzeugt war.

In seinem eigenen Kino in der Nymphenburger Straße stellte er eine Popcornmaschine auf und ließ Besucher zum Filmgenuss knabbern und knuspern. Sechs Jahre soll Buchwald das Kinopopcorn-Monopol in Deutschland innegehabt haben, bevor andere Kinobetreiber nachzogen.

Inzwischen gibt es nur noch wenige Kinos, in denen Filmfans die aufgepufften Maiskörner vergeblich suchen. Meist sind es Arthouse-Kinos, die bewusst auf den Popcorngenuss verzichten.

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