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Weezer

Vier Jahre lang plagten sie sich mit Selbstzweifeln und Nebenprojekten – jetzt melden sich Weezer mit ihrem dritten Album zurück. Ein Geniestreich in Sachen Surf-Punk, der an ihr 94er Debüt erinnert. Kulturnews traf Mastermind Rivers Cuomo in San Diego.

kulturnews: Du hast jahrelang keine Interviews gegeben. Hast du ein Problem damit, über Musik zu reden?

Rivers Cuomo: Irgendwie schon. Ich bin wahnsinnig schüchtern und bin mir auch gar nicht sicher, ob man überhaupt etwas Intelligentes über einen Song sagen kann. Mir ist es jedenfalls immer peinlich. Eben so, als ob jemand mein Tagebuch abdruckt – mit all meinen Gefühlen und Erlebnissen.

kulturnews: Kein Wunder bei Stücken wie „Hash Pipe“. Eine peinliche Jugendsünde?

Cuomo (lacht): Nicht wirklich. Ich war ein guter Junge – fast immer! Und ich habe keine Ahnung, wie ich auf den Song gekommen bin. Wahrscheinlich war ich betrunken. Ich kann dazu wirklich nichts sagen – außer, dass er jedem zu gefallen scheint und deswegen auch die erste Single wird.

kulturnews: Wie kommt es, dass ihr wieder so fröhlich klingt? Immerhin war „Pinkerton“ sehr düster und melancholisch …

Cuomo: Das stimmt. Obwohl: Es ist nicht so, als wäre das absichtlich passiert. Ich singe Stücke, die meinem Gemütszustand entsprechen. Und Mitte der 90er fühlte ich mich ziemlich leer und ausgebrannt. Ich war nicht besonders glücklich mit der Vorstellung, der Sänger einer berühmten Band zu sein. Und ich konnte mich auch nie entscheiden, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Erst wollte ich aufs College, dann eine Familie gründen und im nächsten Moment ein Rockstar sein. Das ging so weit, dass die anderen die Geduld mit mir verloren und sich ihren Nebenprojekten zuwandten.

kulturnews: Du selbst hast dich in Harvard eingeschrieben. Mit Erfolg?

Cuomo: Nicht wirklich – ich habe zwei Semster vor dem Abschluß abgebrochen. Eben, weil ich nicht wusste, was ich wollte. Außerdem haben mich die anderen Studenten vollkommen ignoriert. Und deshalb fühlte ich mich einsam und isoliert.

kulturnews: Angeblich entstanden in der Zeit hunderte von Songs. Werden die je erscheinen?

Cuomo: Wahrscheinlich nicht. Mein größtes Problem ist sowie, dass ich zu viel schreibe. Und die meisten Stücke sind nicht besonders gut. Deswegen schmeiße ich sie sofort weg – oder sie wandern ins Archiv. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele DATs sich da angesammelt haben.

kulturnews: Etliche davon kursieren im Internet, wobei es ohnehin so scheint, als hättet Ihr sehr leidenschaftliche Fans …

Cuomo: Es gibt nicht viele Leute, die uns verstehen, aber dafür sind sie um so fanatischer. Sie wissen es zu schätzen, dass es eine Band gibt, die genau so denkt wie sie. Und genau das ist unsere Mission: Wir schreiben Stücke für Verlierer und Außenseiter.

kulturnews: Ist das nicht ein wenig tiefgestapelt?

Cuomo: Nein, unsere Fans sind die stillen, ruhigen Typen, die in der Schule Ärger haben, weil sie nicht zu den Sportskanonen zählen. Und daraus hat sich ein richtiger Kult entwickelt.

kulturnews: Stimmt es, dass du ein bekennender Hardrock-Fan bist?

Cuomo: Ja, Accept und Scorpions waren der Grund, warum ich eine Band gründete. Das gebe ich offen zu. Mehr noch: Im Booklet unserer ersten CD findest du Bilder von Quiet Riot und Judas Priest. Ich liebe Heavy Metal!

Interview: Marcel Anders

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