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„Wenn die Stille einkehrt“: Das Leben vor dem Schuss

Arte bringt die preisgekrönte dänische Serie „Wenn die Stille einkehrt“. Sie zeigt die Opfer eines terroristischen Anschlags vor ihrem Tod.

Die Menschen im Restaurant Swin unterhalten sich über Gott und die Welt – die Kamera streift über ihre Gesichter, das Mikrofon erhascht ein, zwei Sätze, dann sind wir schon wieder woanders. Balanglosigkeiten werden ausgetauscht oder Sätze gewechselt, die man nicht versteht im Vorbeigehen. Gegessen wird und getrunken – dann fallen Schüsse, der Bildschirm wird schwarz, weitere Schüsse fallen, Schreie ertönen, Glas zerspringt, noch mehr verzweifelte Schreie ertönen, dann ist es still in der dänischen Serie „Wenn die Stille einkehrt“ vom letzten Jahr, die Arte jetzt ausstrahlt und in der Mediathek stehen hat.

Die Serie „Wenn die Stille einkehrt“ verfolgt in insgesamt zehn Einstündern das Leben von acht Menschen, die während eines Attentats in Kopenhagen im Restaurant sitzen. Dazu macht die Serie unmittelbar nach den Schüssen eine Zeitreise um neun Tage in die Vergangenheit. Auch die weiteren Folgen beginnen unmittelbar während des Attentats, ehe sie an jweils unterschiedliche Stationen der Vergangenheit zurückgehen und ihre Helden noch außerhalt des Schockzustands präsentieren. Regisseur Milad Alami zeigt uns das Leben der Personen, deren Existenz, ihre Streitereien und ihre Liebe zu anderen Menschen. Der Koch Nikolaj hat Ärger mit seinem Chef André. Jamal hat Prüfungsangst und fällt erneut durch die Führerscheinprüfung. Der dänischen Justizministerin Elisabeth bläst kalter Wind ins Gesicht, weil sie ein Gesetz verabschieden will, das abgelehnten Asylbewerbern mehr Freiheiten bringen soll. Privat läuft es nicht so, weil ihre Partnerin mehr von Elisabeth haben möchte, als eine ambitionierte Politikerin zu geben bereit ist.

Die neunjährige Marie findet vor einem Asylbewerberheim eine Tasche mit Schnellfeuerwaffen und Munition. Auch sie wird neun Tage später im Restaurant sitzen, denn ihre Mutter ist dort Kellnerin. „Wenn die Stille einkehrt“ ist eine Serie, die sich sehr viel Zeit lässt. Sie zeichnet die Charaktere der Menschen liebevoll genau in all ihren Facetten. Sie zeigt (zumindest in der ersten Folge) keine Gewalt, die findet bei geschwärztem Bildschirm statt. „Wenn die Stille einkehrt“ ist eine politische Serie, ein Drama und ein vielfaches Psychogramm. Und es ist eine Serie über ein politisches Attentat. Spannend, anteilnehmend, genau. Die Serie steht neben der linearten Ausstrahlung noch bis Anfang Oktober in der Mediathek. (jw)

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