„Werwölfe“ in der ARD-Mediathek: Reality-TV trifft Gesellschaftsspiel

Mit „Werwölfe – Das Spiel von List und Täuschung“ hat die ARD seine erste Reality-TV-Serie – und bedient sich dafür an einem weltweit beliebten und über zwanzig Jahre altem Gesellschaftsspiel.
Zahllose Klassenfahrten, Jugendfreizeiten oder Philosophie-Unterrichtsstunden haben sich schon in den Düsterwald verwandelt, in dem Werwölfe, Blinzelmädchen oder Seherinnen Teil einer Dorfgemeinschaft sind. Im 2001 erschienenen Gesellschaftsspiel „Die Werwölfe von Düsterwald“ von Philippe des Pallières und Hervé Marly schlüpfen mindestens acht Menschen in ihnen zugewiesene Rollen und durchleben Nacht für Nacht einen Wettlauf gegen die Zeit, denn ihr Dorf ist von Werwölfen heimgesucht worden, die sich unter die Dorfbewohner:innen gemischt haben, und in jeder Nacht eine:n weitere:n Mitspieler:in reißen. Ziel ist es, durch kluge Taktiken, Diskussionen und einige Spezialkarten die Werwölfe ausfindig zu machen und per Dorfentscheid zu eliminieren, bevor sie das gesamte Dorf gefressen haben.
„Werwölfe – Das Spiel von List und Täuschung“: Jetzt in der ARD-Mediathek
Aber was wäre, wenn dieses beliebte Kartenspiel auf eine nächste Stufe gehoben würde und in der Realität als eine Gameshow durchgeführt werden würde? Der BR hat sich dieser Frage angenommen und eine Reality-Show produziert, die auf dem Vorbild des weltbekannten Spiels und dem 2024 erschienenen französischen Film „Loups-Garous“ basiert. Ja, richtig gelesen, das Öffentlich-Rechtliche macht jetzt Reality-TV – und das zum allerersten Mal, wie die ÖR-Seite freudig verkündet. Für die zwölf Folgen der ersten Staffel, die seit Ende September in der ARD-Mediathek mit wöchentlich neuen Folgen zu sehen ist, haben die Produzent:innen 13 Hütten in ein sonst unbewohntes Waldstück bauen lassen und 13 Menschen ohne große Schauspielerfahrung für die Besetzung der Dorfbewohner:innen gecastet.

13 Spieler:innen: von Gamerin bis Mentalist
Und diese 13 Spieler:innen sind anhand ihrer eigentlichen Berufe gezielt ausgewählt: Von Schauspieler, Schachspielerin oder Gamerin, Rapper, Content-Creator ist bis Psychologe und Mentalist alles an Professionen dabei. Sie alle kennen und spielen das Originalspiel auch selber und stellen sich ihren Mitspieler:innen natürlich mit den Worten „Ich bin ein Dorfbewohner“ vor. Von nun an wohnen die 13 sich vorher unbekannte Menschen Tür an Tür, essen gemeinsam, schreiben Tagebuch, lösen gemeinsame Quests und teilen das gleiche Ziel: Das Spiel zu gewinnen. Wie das Spiel aber konkret zu gewinnen ist, liegt freilich an der erhaltenen Rolle. Wo die echten Dorfbewohner:innen verzweifelt versuchen, die Nacht zu überleben und den Tag nutzen, um Vermutungen über die schwarzen Schafe im Wolfspelz aufzustellen, wollen die drei Werwölfe möglichst lang unentdeckt bleiben und jede Nacht im Verbund ein weiteres unschuldiges Opfer reißen.
Ab jetzt regieren List und Täuschung und fortan wird alles durchanalysiert, was nicht niet- und nagelfest ist: Wer übt welchen Beruf aus, wer isst vegetarisch und wer hat im Kreis etwas zu laut oder zu leise gelacht? Die Schachspielerin plant schon fünfzehn Züge voraus, die professionelle Pokerspielerin liest jede noch so kleine Regung im Gesicht des Gegenübers aus und der Psychologe beobachtet ganz genau die kleinen, aber feinen Verhaltensänderungen der Mitspieler:innen. Ein Wettlauf beginnt, bis sich nach zwölf Folgen zeigt, ob die Dorfbewohner:innen die Werwölfe ausfindig gemacht haben – oder jede Hilfe zu spät gekommen ist.