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Wie die Aufnahme des Afrobeats in die offiziellen Charts dieses Musikgenre langfristig beeinflussen wird

Anfänglich wurde der Afrobeat eher als eine kulturelle-soziale Bewegung denn als Musikgenre angesehen, aber Millionen von Fans auf der ganzen Welt werden sich wohl nicht geirrt haben.

Afrobeat ist einer der am schnellsten wachsenden Musikstile überhaupt, und besteht aus einer Mischung westafrikanischer Musikströmungen, Fuji-Musik und Highlife, aber auch amerikanischer Jazz, Soul und Funk kann durchaus in den Kompositionen gefunden werden. Daher ist es auch nicht verwunderlich, und eigentlich schon längst Zeit, dass sich eine der größten US-Charts dazu entschlossen hat, auch für die Künstler des Afrobeats ein eigenes Verkaufsranking zu erstellen. Dieser Musikstil ist also nun „offiziell“ und von höchster Stelle anerkannt.

Ende März dieses Jahres veröffentlichten die US Billboard Charts ihr allererstes Afrobeat-Ranking, und ab nun werden einmal pro Woche die 50 heißesten Songs und Melodien, basierend auf der Anzahl der Streams und Downloads, in einer Beliebtheitsrangliste einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Diese internationalen Präsenz und die damit erfolgte Breitenwirkung ist ein weiteres Zeichen dafür, dass sich der Afrobeat auf dem Weg zum Mainstream befindet.

Goldener Music-Award von Billboard vor einem roten Hintergrund

Eine riesige Fundgrube

Das Internet ist nun schon seit fast einen Vierteljahrhundert eine fast unerschöpfliche Fundgrube für all jene, die mehr oder weniger dringend etwas bestimmtes suchen. Egal, ob Sie das Restaurant in Ihrer Nähe suchen, oder die besten Lottoseiten für Ihre Glückszahlen finden wollen. Auch für Afrobeats-Fans war es bisher möglich, im weltweiten Netz zufällige erstellte Ranglisten der beliebtesten und angesagtesten Songs zu finden. Aber seit wenigen Wochen hat für dieses Musikgenre eine neue Zeitrechnung begonnen, denn es ist das erste Mal, dass einem Millionenpublikation die verschiedensten Billboard-Charts und alle gängigen Titel nun offiziell zur Verfügung steht, und diese Ranglisten an einem zentralen Ort auch aufgelistet findet.

Die Charts stehen in enger Zusammenarbeit mit „Afro Nation“, einem weltweiten Afrobeats-Marken- und Musikfestival unter der Leitung von Obi Asika. Er selbst hat diese Organisation bereits im Jahr 2013 gegründet, und seiner Ansicht nach steht die Afrobeats-Szene gerade erst am Anfang ihrer Entwicklung. Gerade deshalb ist die breitenwirksame Anerkennung durch die Listung in den Billboards ein wichtiger Meilenstein für diese Musikrichtung und vor allem auch für deren talentierte Musiker und Interpreten. Es war Obi Asika, der als erster Afrobeats als „kulturelle Bewegung“ bezeichnete, da dieses Genre so viele verschiedene Musikstile umfasst und nicht nur auf eines spezialisiert ist.

Wie funktionieren die Charts?

Die Billboard-Charts werden seit vielen Jahren aus den 50 beliebtesten Songs einer bestimmten Musikrichtung und auf Grund einer eigens dafür entwickelten und gewichteten Formel zusammengestellt, und anschließend in einer Rangliste veröffentlicht. Hierbei werden offizielle Streams auf abonnementbasierten Audio- und Videomusikplattformen sowie Download-Verkäufe von führenden Namen wie iTunes berücksichtigt.

In der Vergangenheit waren die Hauptindikatoren für das Chart-Ranking die tatsächlichen physische Plattenverkäufe wie Vinyls und CDs. Erst mit dem Eintreffen des Internetzeitalters wurden digitale Downloads zum Barometer der Wahl der beliebtesten Titel.

Jede Woche wird ein neues Ranking veröffentlicht und für alle Musiker ist es die höchste Anerkennung, wenn sie sich in den vordersten Spitzenplätzen wiederfinden – ganz besonders, wenn man zur offiziellen Billboard-Nummer Eins bestimmt wird. Diese Auszeichnungen heizen in weiterer Folge auch die Verkäufe an, und sorgen für noch mehr Ruhm und Bekanntheit innerhalb der Afrobeat-Szene.

Die Interpreten des Afrobeats haben in den letzten zehn Jahren vermehrt die Aufmerksamkeit des Mainstreams auf sich gezogen, insbesondere durch Megastars wie Drake und Beyoncé, die viele Afrobeat-Nummern gesampelt haben. Aber wer sind eigentlich die führenden Köpfe des Genres? Hier nun eine kurzer Überblick über die bekanntesten Vertreter diese Musikgattung.

Fela Kuti

Zwar wurde bereits vor 25 Jahren das Ableben von Fela Kuti betrauert, aber sein Vermächtnis an diese Genre lebt weite, denn vor allem er war es, der an dessen Entstehung eine bedeutsame Rolle gespielt hat. Als nigerianischer Multiinstrumentalist kombinierte er gekonnt die traditionelle afrikanische Musik mit Funk und Jazz. Dies half ihm, Hits wie „Water Get No Enemy“ und „Zombie“ zu kreieren.

Sein Sohn Femi hat die Visionen seines Vaters aufgenommen und diese ebenfalls in Musik gekleidet, um so vor allem politische und soziale Themen in die doch optimistischen Klänge der Afrobeats zu integrieren. Aber in dieser Familie waren nicht nur Fela und Femi die einzigen Aktivisten für eine gerechtere Welt: Auch die Matriarchin Funmilayo Ransome-Kuti, Felas Mutter und Femis Großmutter, war eine leidenschaftliche Menschen- und Frauenrechtsaktivistin.

Wizkid

Wizkid gilt als der moderne Sound des Afrobeats und er trat spätestens 2011 mit seinem Debütalbum „Superstar“ ins Rampenlicht der internationalen Afrobeat-Szene. Der Erfolg seines ersten Albums führte dazu, dass er mit Drake an der Hitsingle „One Dance“ zusammenarbeitete, die sich später dann auf dem ersten Platz einer anderen Billboard-Chart, der „Hot 100“, wiederfand.

Nach weiteren musikalischen Erfolgen, unter anderem mit Calvin Harris und Justin Bieber, konnte Wizkid im Februar 2021 eine weitere Auszeichnung für sich einfahren: er wurde zum meist-gestreamten nigerianische Künstler aller Zeiten, der damals bereits allein auf Spotify auf über 3,4 Milliarden gestreamte Songs kam.

CKay

CKay ging in die Geschichte der Afrobeats ein, denn er war der erste Nummer-1-Künstler, der den Olymp der neuen Billboard-Charts erklomm. Diese Topposition erreichte er mit seinem Nummer-1-Sing „Love Nwantiti (Ah Ah Ah)“.

Sein spezieller Sound gilt als der „Afropop aus der Zukunft“ und CKay repräsentiert eine neue Generation von Künstlern, die versuchen, das Genre auf eine neue musikalische Ebene zu heben.

Vier Frauen die sich ausgelassen im Sonnenschein bewegen und sich freuen.

Wie steht es um die Zukunft des Afrobeats

Die Aufnahme des Afrobeats in die Billboard-Charts war eine großartige Nachricht für diese Musikszene, denn ab jetzt ist ihre Musik einem viel breiteren Publikum zugänglich und verschafft den Künstlern und Künstlerinnen des Afrobeats internationale Beachtung und auch Anerkennung, die sie sonst höchstwahrscheinlich nicht in einem solchen Ausmaß erhalten hätten.

Diese Öffnung zu einem viel breiteren Publikum wird zukünftig auch zu den unterschiedlichsten musikalischen Ablegern führen. Denn wenn immer mehr Kreative diesen Musikstil hören, werden sie dazu inspiriert, den Afrobeat – unwissend aber doch – in verschiedene Richtungen zu lenken. Bereits jetzt besteht mit „Afroswing“ und „Afrotrap“ zwei relativ neue Subgenres, die den Afro-Sound erfolgreich mit anderen, etablierten Musikgenres kombiniert haben. Zukünftig, wenn die Stereoanlagen, Kopfhörer und Konzertbühnen auf der ganzen Welt zu den neuesten Afrobeats-Sounds nachhallen, werden wir mit Sicherheit mehr von immer neuen Interpreten sehen und hören können.

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