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Wiglaf Droste: Kalte Duschen, warmer Regen

Er rezensiert Bücher „über Heumilchprodukte“, singt ein Loblied auf das gemeinsame Kalauern und lässt eine Tirade auf den Kirchentag los. Schon seit geraumer Zeit ist Wiglaf Droste in der entschleunigten Zone angekommen, zeigt der frühere Großpolemiker immer öfter seine sowieso nie versteckte emotionale Seite.

Und doch: Zu richtiger Größe läuft Droste auch heute noch auf, wenn er formvollendet poltert wie beim Kirchentag-Text. Oder in „Wahre Werte in Milligramm“. Doch selbst da überlässt er die Abrechnung einer Frau, die vor dem Cafe zufällig am gleichen Tisch sitzt und genussvoll eine Dimitrino & Co / Shepheard’s Hotel raucht. Droste holt sich eine Zigarre aus seiner Schachtel Romeo y Julietta, liefert Stichworte oder hört zu. „Was für Pfeifen“ und „was für Miesnickel und Stümper“ seien doch die Menschen, die Rauchern auf den Zigarettenpackungen einen langsamen und schmerzhaften Tod wünschten, sagt die Frau, und wir merken ganz deutlich, wie sehr Droste dieses literarisch ausgelagerte Teil-Ich dafür anbetet.

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