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Will Oldham

Er gilt als ein wichtiger Vertreter der alternativen Country- und Folkszene. Doch nur wenige kennen den eigenbrötlerisch wirkenden Mann hinter der Musik. Wir trafen ihn vor seiner Deutschland-Tour – krank im Hotelbett …

Die anthrazitgrauen Vorhänge der Hotelsuite sind zugezogen. Zwei schlicht beschirmte Stehlampen tauchen den Raum in ein heimelig gedämpftes Licht. In der einen Ecke läuft ein Fernseher – eine katholische Messe –, in der anderen sitzt Will Oldham in einem großen Doppelbett und empfängt uns verlegen lächelnd. Eine leichte Erkältung, die ihn ins Bett verbannt hat. Mit seinen blonden dünnen Haaren, die in alle Himmelsrichtungen zu streben scheinen, und dem langen Vollbart wirkt er wie das Abbild eines klassischen Heiligen. Dabei hat er mit Religion nicht viel am Hut. Er bastelt sich lieber seine eigene Vorstellung über das zusammen, was andere als Gott bezeichnen. „Sobald etwas zur Religion wird, verliert es für mich an Wert“, sagt er. Und wie um dies zu bestätigen, raunt im Hintergrund eine eigenwillig weltferne Soundcollage, im beständigen Kampf mit den sakralen Klängen aus dem Fernsehgerät. Kann Musik Plattform sein für seine Weltschauung – oder ist einfach pures Entertainment? „Es ist eine Kombination aus vielen Faktoren. Hauptsächlich aber ist es mir wichtig, den Menschen das zu geben, was ich selber von Musik erwarte. Anders gesagt: Musik machen ist für mich eine Mischung aus der Befriedigung meiner Bedürfnisse und denen der Zuhörer.“

Oldham hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass ihm öffentliche Auftritte lästig sind: Sogar Konzerte galten ihm bisher nur als Zugeständnis an die Fans. Diese Phobie, so scheint es, hat sich im Laufe der Jahre gelegt, sein pseudonymes Verwirrspiel jedoch hat er beibehalten. Mal firmiert er als Palace Brothers, mal als Palace Songs, Palace Music mag er auch, schlicht Palace war ebenfalls schon mal dabei – alles Inkarnationen. Seine jüngste heißt Bonnie Prince Billy und bringt es jetzt schon auf zwei Alben. „Ich habe immer nach einem passenden Namen gesucht, wollte aber keine Platten zurückhalten, nur weil er noch nicht gefunden war“, erklärt er fast entschuldigend. Möglich, dass er sich mit dem jetzigen identifizieren kann. Auf die Frage jedenfalls, wer denn nun Bonnie Prince Billy sei, antwortet er geheimniskrämerisch: „Der Sänger der Songs“.

Ulrike Krahnert/Karsten Witthoefft

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