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Willy DeVille

Kitsch und Koks, Liebe und LSD: Willy DeVille hat alles durchgemacht, was ein richtiger Rockstar durchgemacht haben muss. Bedrängt vom Weltschmerz und einem Kater sprach er mit dem city.mag über Suff, Einsamkeit und Romantik.

city.mag: Willy, du beziehst deine Frau in den kreativen Prozeß beim Songschreiben mit ein – genau wie Tom Waits …

Willy DeVille: Ja, meine Frau ist die Größte, ich liebe sie über alles. Und Tom, nun ja, der hat mal meinen Arsch gerettet. Ich bin mit ihm bei einer Show aufgetreten, und als ich dran war, hatte ich schon so viel getrunken, dass ich gerade noch kriechen konnte. Der Manager schrie: „Raus mit diesem Besoffenen. Der tritt hier nicht auf!“, und Waits sagte: „Pass auf, wenn DeVille nicht auftritt, trete ich auch nicht auf“. Seitdem habe ich riesigen Respekt vor ihm.

city.mag: Aber du kannst auch nüchtern auftreten?

DeVille: Sicher. Kennst du Endorphine? Das ist das Zeug, das der Körper eines Hundes ausschüttet, wenn man ihn streichelt und sagt: „Guter Junge“. Genau so geht es mir mit Bühnenshows und dem Publikum. Man hebt ab, und wenn es dann nichts mehr davon gibt, geht’s bergab, dann ist da nur Leere. Keine Endorphine, kein Kick. Deswegen haben auch Leute wie Billie Holiday mit Drogen angefangen. Ihnen fehlte der Kick. Ist ja auch kein Wunder: Das Musikbusiness ist ein ziemlich einsamer Ritt. Einsamkeit und Sucht sind in diesem Geschäft überall. Aber ich will hier nicht zu negativ klingen.

city.mag: Steve Earle hat mal gesungen: „Hopeless romantics are usually hopelessly true“. Bist du ein hoffnungsloser Romantiker?

DeVille: Ich denke schon. Ich habe nur das Gefühl, dass die Welt an mir versagt hat. 99 Prozent aller Leute auf der Welt sind Arschlöcher. Aus diesem Grund hat die Welt an mir versagt. Ich wünschte nämlich, es wären nur 1 Prozent.

Interview: Volker Sievert

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