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Wirtz

Die Power-Gitarre holt Daniel Wirtz auf der Unplugged-Tour nicht raus. Heißt: Als Besucher sollte man ausreichend Taschentücher dabei haben.Interview: Lennard Kühl

Daniel, ist es ein komisches Gefühl, bei der Unplugged-Tour so ganz ohne diese Power-Gitarre auf der Bühne zu stehen?

Wirtz: Ganz im Gegenteil, die Entlastung freut mich. Mit der normalen Rockbesetzung hat es immer etwas von den Bundesjugendspielen: Jeder will der Lauteste und der Geilste sein. Bei mir steigt dann der Stressfaktor, weil ich vor mir das Pedalboard habe, beim Singen die Töne treffen muss und dazu Gitarre spiele. Unplugged fühlt es sich so an, als sei der ganze Tisch nur für mich gedeckt. Ich kann dann die Texte voll konzentriert darauf legen und die Emotionen hervorheben.

Auf dem neuen Unplugged-Album sind sehr viele Stücke von deiner letzten, sehr persönlichen Veröffentlichung „Die fünfte Dimension“. Wird das die Konzerte jetzt noch intensivieren?

Wirtz: Beide Unplugged-Alben haben für mich dieselbe intime Stimmung, egal wie man das mixt. Auch wenn wir durch veränderte Reihenfolgen der Songs Abwechslung schaffen können, bleiben da Songs, bei denen man mal eine Pause braucht, um das Taschentuch auszuwringen. Während der letzten Tournee hatten wir ein Konzert, das wir kurz unterbrechen mussten, weil einige Leute vor lauter Emotionen weggebrochen sind. Wir haben dann erst mal versucht, ihnen zu helfen.

In deinen jüngeren Texten geht es viel darum, auch mal einen Gang zurückzuschalten. Kommst du persönlich denn wirklich mit der Langsamkeit klar?

Wirtz: Meine Familie hilft mir sehr, die Handbremse anzuziehen. Ich habe mal eine Doku über die Red Hot Chili Peppers gesehen, in der sie gesagt haben, ihre Kinder hätten ihnen den Arsch gerettet. Damals hatte ich noch keine Vorstellung davon, was das eigentlich heißen soll. Heute weiß ich den Anker, der meine Familie für mich ist, aber umso mehr wertzuschätzen. Ich bin froh, dass ich nicht krampfhaft versucht habe, so hell wie möglich zu brennen, um dann womöglich in den Club 27 einzutreten. Ich habe gelernt, mir meine Ressourcen ganz gut einzuteilen.

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