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Woher kommen eigentlich Memes und warum faszinieren sie so?

Werfen wir diesen Begriff in den Raum denken Sie bestimmt sofort an ein paar Klassiker, die ihnen mal zugeschickt wurden und die Sie in ihren Freundesgruppen bestimmt hier und da nochmal erwähnen. Es geht um Bilder oder kurze Videos, in der Regel digital. Wir gehen ihnen heute auf den Grund.
Also eigentlich glauben wir ja, dass der Begriff Meme etwas Neues ist. Den gibt es aber schon seit 1976, denn ihn hat der Evolutionsbiologe Richard Dawkins in seinem Buch The Selfish Gene eingeführt.
Gene bezeichnete damit eigentlich kulturelle Informationen, also etwas Spannendes oder Wichtiges, das die Menschen fasziniert, und die durch Imitation, also Nachahmung, verbreitet werden. Bei Gene war damit eigentlich erst einmal Vererbung genannt, heute ist das alles ein bisschen anders.
Nehmen wir mal zum Beispiel eine Redewendung. Wer kennt noch das klassische „auf dem Schlauch stehen“. Gemeint ist damit, dass man etwas nicht versteht, und diese Redewendung kann man laut Gene als Meme verstehen.
Auch Melodien und Modetrends fallen in diese Kategorie. Ja sogar religiöse Rituale sind per Definition Memes. Dabei ist der Begriff selbst einfach ausgedacht. Denn Gene wollte ihn nach sich selbst „Gene“ und dem griechischen „mimema“, etwas nachgeahmten, bezeichnen.
Das alles ist vor den Zeiten des Internets passiert. Doch als das soweit war, wurden Memes im Netz zum Turboträger der Evolution, und genau deshalb schauen wir uns das Phänomen heute mal genauer an.
Was das Internet aus Memes gemacht hat
Als das Internet dann zum Massenmedium wurde, nahm die Geschichte der Memes so richtig Fahrt auf. Zunächst eher unauffällig, fast wie ein beiläufiger Witz unter Computerfreunden, später mit erstaunlicher Wirkung, und das ging ganz schön schnell.
Heute, in einer Zeit der künstlichen Intelligenz, von Kryptowährungen und Blockchain, kann man sogar Meme Coins 2025 kaufen, was noch einmal deutlich unterstreicht, wie bemerkenswert sich das Phänomen der Memes durchgesetzt hat. Sogar eine Währung basiert nun auf ihr!
Aber spulen wir zu den ersten Anfängen der Memes zurück. Auf einmal konnten sich Gedanken, Bilder und kleine Ideen nicht mehr nur mündlich oder über Zeitungen und Bücher verbreiten, sondern in Sekunden, weltweit. Sie waren meist witzig und kurios, hatten einen hohen Wiedererkennungswert und waren in vielen Fällen auch einfach ziemlich witzig.
Eines der ersten Beispiele, das heute fast schon als Internet-Urgestein gilt, war das „Dancing Baby“, ein 3D-animiertes Baby mit seltsamen Tanzbewegungen. Das ging in den späten 90ern per E-Mail durch die Büros, von Bildschirm zu Bildschirm. Und auch wenn es heute etwas angestaubt wirkt, zu seiner eigenen Zeit war es eine Sensation.
Und dann ging eine ganze Welle los. In Online-Foren wie 4chan oder später auf Reddit entwickelten sich erste echte Meme-Kulturen. Es entstanden Sprüche, Bilder und andere Formate die super schnell von einer Handvoll Nutzer in die weite Welt hinaustraten.
Irgendetwas daran funktionierte und riss die Leute einfach mit sich. Und es hatte wenig mit Design oder Hochglanz zu tun, sondern mit Wiedererkennbarkeit, mit einem Gefühl: „Das kenne ich. Das bin ich.“
Warum Memes so gut funktionieren
Vielleicht liegt gerade darin ihre große Kraft. Memes erzählen nicht lange und brauchen auch keinen langen Anlauf oder eine große Erklärung. Ein gutes Meme sagt in einem Satz oder einem Blick, was andere erst nach mehreren Absätzen rüberbringen würden.
Und man versteht sie, oder eben nicht. Wer das Meme erkennt, hat den Code. Wer es teilt, sagt: „Ich gehöre dazu.“ Das ist wie ein kleiner, digitaler Handschlag, ein stiller Humor unter Gleichgesinnten.
Dabei müssen sie nicht immer zum Lachen bringen. Manche sind albern oder total absurd, manche überraschend melancholisch. Viele sprechen das an, was im Alltag oft keinen Platz findet, wie Müdigkeit, Reizüberflutung, Verzweiflung, aber auch Trost oder Hoffnung.
Und ganz ehrlich, wer hat nicht schon einmal ein Meme verschickt, das exakt das eigene Gefühl des Tages zusammengefasst hat?
Wie Memes aufgebaut sind
Ein klassisches Meme besteht oft nur aus einem Bild und einem kurzen Text. Aber dieses einfache Format hat es in sich. Es lässt sich endlos anpassen, umbauen, weiterdenken. Aus einem Schnappschuss wird eine Vorlage. Aus der Vorlage ein Format. Und plötzlich entstehen daraus Hunderte Varianten, alle mit einem ähnlichen Ton, aber eigenem Witz.
Ein bekanntes Beispiel ist das Bild des Mannes, der mit seiner Freundin läuft, sich aber nach einer anderen Frau umdreht. Das Bild wurde tausendfach neu beschriftet, immer mit einem anderen Thema, einem anderen Dreh. Und trotzdem erkennen alle sofort, worum es geht.
Die Sprache in Memes ist oft bewusst locker, schräg, manchmal mit absichtlichen Fehlern. Statt „Ich bin müde“ heißt es dann „bin so müddd“. Das klingt albern, trifft aber oft genau den Ton, den viele in sich selbst hören, irgendwo zwischen Überforderung, Zynismus und einem leisen Lächeln.
Memes haben sich mit den Jahren verändert. Früher war vieles harmlos und verspielt. Heute ist der Ton oft ernster, oder zumindest tiefgründiger, ironischer, sarkastischer. Gerade junge Menschen nutzen Memes, um über Themen zu sprechen, für die es sonst keine Sprache gibt. Depressionen, Weltschmerz, Zukunftsangst. Klingt traurig? Vielleicht. Aber es ist auch ein Ventil.
Denn ein Meme zu teilen, in dem steht: „Bin so fertig, dass selbst mein Kaffee Hilfe braucht“, ist leichter, als offen zu sagen: „Ich bin am Limit.“ Und manchmal reicht so ein Bild, um sich weniger allein zu fühlen. In diesen Momenten sind Memes nicht nur lustig. Sie sind menschlich.
Memes als Spiegel der Gesellschaft
Aber Memes können auch politisch sein, oft schneller, schärfer und wirkungsvoller als lange Kommentare. Sie reagieren auf Nachrichten, zeigen Meinungen, stellen Fragen. Und das oft ganz ohne viele Worte.
Manche politischen Bewegungen nutzen gezielt Memes, um Botschaften zu streuen. In Wahlkämpfen tauchen Memes auf, in Protestbewegungen und sogar in autoritären Ländern, wo offene Kritik gefährlich wäre. Ein Bild mit einer Doppeldeutigkeit kann manchmal mehr sagen als ein ganzer Artikel.
Dabei sind Memes nie ganz neutral. Sie sind Spiegel, manchmal Vergrößerungsglas, manchmal Karikatur. Und genau das macht sie spannend. Sie verraten viel über die Zeit, in der sie entstehen. Und vielleicht auch über uns.