Wolfsheim
Ja, als Wolfsheim-Sänger Peter Heppner noch nicht mit Joachim Witt den Mega-Hit „Die Flut“ gelandet hatte, da wurden er und Markus Reinhardt schief angeguckt, weil sie mit ihrem chartstauglichen Elektropop auf dem Independent-Label Strange Ways waren. Credibility schnorren, was? Aber auch ihr neues Album „Spectators“ erscheint am 1. Februar dort, und jetzt werden sie plötzlich dafür gelobt, daß sie Independent geblieben seien… Es ist eine komische Welt.
KULTUR!NEWS: Peter, Markus, was ist für euch nach über zehn Jahren Wolfsheim der Antrieb, eine neue Platte zu machen? Daß man mit der letzten unzufrieden war?
Peter Heppner: Die Fehler, die man gemacht hat, nicht zu wiederholen. An einem Punkt werden wir aber nie dazulernen, und das ist das Timing. Das ging noch jedesmal auf den letzten Drücker.
Markus Reinhardt: Plattenfirma und Vertrieb hätten uns am liebsten gesteinigt. Aber bei zu einem gewissen Punkt sind das ja auch künstlerische Prozesse, die man nicht so steuern kann, daß man sagt, ich bin am 1. Februar nachmittags fertig. Fertig sollte man sein, wenn es einem gefällt.
Heppner: Man selber entwickelt sich – hoffentlich – und ein Album entwickelt sich dann so mit. Es passiert einfach – das ist die beste Umschreibung dafür, wie wir an ein Album rangehen.
K!N: Auf „Spectators“ gibt es wieder einen deutschsprachigen Song, „Künstliche Welten“. Wird das eine Art Nebenlinie?
Heppner: Wir lassen unsere Texte immer von einem native speaker korrigieren. Ohne das geht mir kein englischer Text raus. Das Problem: Immer, wenn wir unsere unseren Engländern und Amerikanern brauchen, sind sie nicht da. Wir haben rechtzeitig niemanden gefunden, also habe ich mich in mein Kabuff verzogen – und da fing es an mit dem Rausch, die nächsten 6, 7 Stunden ward ich nicht mehr gesehen, weil es mich so faszinierte.
K!N: Leidet ihr als szenelose Ex-Dark Waver in eurer Hamburger Heimat nach wie vor an einem Imageproblem?
Reinhardt: Es heißt immer noch: Da schreibt man sich die Finger blutig, damit aus Band Soundso was wird, und wer kommt dann in die Charts? Wolfsheim…! Da hab ich mir gedacht: Leute, da müßt ihr besser schreiben, damit die Leute gehorchen!
Interview: Rolf von der Reith