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Yishai Sarid: Monster

Von Beruf Rechtsanwalt, begann Yishai Sarid seine schriftstellerische Laufbahn mit dem Geheimdienstroman „Limassol“, in dem er eine israelische Gesellschaft schildert, deren Mitglieder zwischen Selbstverteidigung und Rechtsstaat zerrieben werden. In „Alles andere als ein Kinderspiel“ stellte der Israeli eine Frau ins Zentrum des Romans, die um die Existenz ihres Kindergartens fürchten muss. Mit „Monster“ geht Sarid Israels großes Trauma an: die Erinnerung an die Shoa.

Wieder wird ein Mensch zerrieben – diesmal von den Details der Erinnerung. Held des Buches ist ein namenloser Historiker, der einen Bericht an den Direktor der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem schreibt: Er hat im Lager von Treblinka einem deutschen Regisseur das Nasenbein gebrochen. In lakonischer Sprache lässt Sarid diesen Mann beschreiben, wie er als Guide vor allem für israelische Schulklassen, aber auch für Militärangehörige und Politiker in den deutschen Vernichtungslagern in Polen psychisch immer instabiler wird. Wie er beginnt, Schüler zu hassen, die auf ihre Handys starrend durch Auschwitz spazieren oder rechtsradikale Kommentare abgeben. Wie er seine Vorträge deshalb immer brutaler und übergriffiger gestaltet, bis Kinder weinend die Lager verlassen. Yishai Sarid fragt sich und uns: Kann man ein Monster in Erinnerung behalten, ohne von ihm irgendwann zerstört zu werden?

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