Yo La Tengo
Für manche sind Yo La Tengo New Jerseys wichtigster Musikexport seit Frank Sinatra. Gut, sie sind nicht so erfolgreich, aber zumindest kompromissloser: Seit 20 Jahren spielt das Ehepaar Ira Kaplan und Georgia Hubley seinen Folkpop. Und der kriegt immer mehr Sonnenbräune. Ein Gespräch mit Sänger und Gitarrist Ira Kaplan.
kulturnews: Ira, wie erklärt ihr euch, dass ihr immer noch dabei seit?
Ira Kaplan: Yo La Tengo war und ist ein Family-Buisiness. Das ist wohl der Hauptgrund für den andauernden Zauber.
kulturnews: Das neue Album „Summer Sun” habt ihr erneut mit eurem Produzenten Roger Moutenot in Nashville aufgenommen. Ist das gewohnte Umfeld für eure Kreativität wichtig?
Kaplan: Es ist gut, eine entspannte Studioatmosphäre zu haben und nicht alles erklären zu müssen. Zusammen können wir uns auf alte Sounds und Stimmungen vorheriger Alben besinnen und darauf aufbauen. Und unser Produzent will auch immer etwas Neues ausprobieren – genauso wie wir.
kulturnews: Trotzdem hat sich an eurer Arbeitsweise wenig geändert. Auch diesmal sollt ihr mit Hunderten von Session-Tapes ins Studio gegangen sein.
Kaplan: Wir hatten zuvor wochenlang gejammt. Im Studio haben wir uns die Tapes angehört und einzelne Sequenzen neu zusammengefügt. So entstehen unsere Songs fast immer. Wir machen uns vorher keinen Plan, es existieren nur Kisten voll mit Tapes.
kulturnews: Würdest du zustimmen, dass die Musik bei euch wichtiger ist als der Text?
Kaplan: Ja, so ist es wohl. Wir arbeiten sehr hart an unseren Texten. Aber wir lassen bewusst viel Platz für unsere Musik.
kulturnews: Ist das der Grund, warum ihr keine Lyrics im Booklett eurer CD abdruckt?
Kaplan: Nein, ich schäme mich ja nicht für unser Texte. Aber wenn selbst ein Bob Dylan seine Lyrics nicht abdruckt, sollten wir es auch nicht tun! Die Leute müssen so genauer hinhören.
kulturnews: Diesmal gibt es u.a. eine Kollaboration mit Paul Niehaus von Lambchop.
Kaplan: Wir kennen Paul durch gemeinsame Touren sehr lange. Eigentlich war es keine Kollaboration, denn wir waren nicht im Studio anwesend. Paul war zufällig mit Calexico in Nashville auf Tour und schaute bei unserem Produzenten vorbei. Es ist immer spannend, was andere Künstler unserer Musik zuzufügen haben.
kulturnews: Für eine Simpsons-Folge habt ihr einen Song beigesteuert. Mögen Yo La Tengo Cartoons?
Kaplan: Ja, „Die Simpsons” ist mein Favorit. Ausgerechnet in der Folge eröffnet Homer eine Hippie-Kommune. Das gefällt mir besonders daran.
kulturnews: Warum haben sie euch genommen? So viel Comedy steckt doch nicht in eurer Musik.
Kaplan: Sie wollten eine Band, die einen psychedelischen Sound kreieren kann. Der Song in Verbindung mit den Simpsons war komisch genug. Da mussten wir keine Comedy hinzufügen. Wir bleiben uns immer treu. Trotzdem denke ich, dass wir einen stillen Humor haben. Und ich hoffe, dass einiges davon in unserer Musik durchkommt.
kulturnews: Freut ihr euch auf die anstehende Tour?
Kaplan: Ja, wahnsinnig! Wir waren ewig nicht unterwegs. Und es ist jedesmal anders. Wir machen uns vorher nie Pläne. Alles entwickelt sich während wir spielen. Und es wird wohl auch diesmal einige überraschende Coverversionen geben.
Interview: Katja Schwemmers