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Mit 15 Jahren auf der Überholspur: Wer ist ZAH1DE?

ZAH1DE lässt mit 15 Jahren im Eiltempo alle hinter sich
ZAH1DE lässt mit 15 Jahren im Eiltempo alle hinter sich. (Foto: Fioni Versace)

Sie ist 2010 geboren, doch schon jetzt das Thema der Stunde in der Deutschrap-Szene: ZAH1DE hat nach gerade mal fünf veröffentlichten Singles millionenfache Aufmerksamkeit – von Hatern und Fans. Wer ist die 15-Jährige?

Erste Stunde Mathe, zweite Stunde Deutsch, doch nach der Schule geht es nicht etwa mit den Mitschüler:innen ins Freibad, sondern direkt ins Studio und von dort zu den Vertragsgesprächen beim Major: Was sich wie der Plot zu einem realitätsfernen Jugendspielfilm anhört, ist derzeitig die Realität von ZAH1DE. Anfang Juni ist die Rapperin 15 Jahre alt geworden, doch bereits seit knapp einem Jahr hält sie die deutsche Musiklandschaft in Atem. Denn die Berlinerin hat seit dem Release ihres ersten Songs „TikTok sportlich“ aus November ’24 konsequent mit jeder weiteren Veröffentlichung für Aufsehen, wenn nicht gar Polarisierung gesorgt und Aufrufe erreicht, die sich die meisten doppelt so alten Künstler:innen nur erträumen können.

Ihre erst fünfte Single „Kotti d’Azur“ ist etwa gerade erst erschienen, doch hat nach nicht mal einer Woche schon über eine halbe Million YouTube-Aufrufe, Tendenz steigend. Doch wer steht hinter dem Phänomen ZAH1DE und warum geht alles, was sie anfasst, dermaßen durch die Decke? Anfangen muss man bei TikTok. Dem Ort, wo virale Momente in diesen Zeiten am ehesten entstehen. Dort lädt Zahide Kayaci seit geraumer Zeit Tanzvideos hoch und erreicht damit früh hohe Aufrufzahlen, sowohl solo als auch mit ihrer Tanzcrew Lunatix. Ende 2024 folgt dann der Schritt vom Tanz zu Musik – und wie sollte es anders sein: mit eigener TikTok-Choreo.

Viel Grip

Doch die Resonanz darauf ist gelinde gesagt durchwachsen. Wo eine Menge Menschen unterwegs ist, ist naturgemäß auch die Chance auf Ausfälligkeiten hoch und die gibt es unter ihrem ersten Song zuhauf. „Das soll Musik sein?!“ oder „Ballert auf lautlos“ sind zwei der häufigsten Kommentare, doch es sind eben Kommentare, die der Algorithmus trotzdem liebend gern aufnimmt. Und ab diesem zeigt sich vielleicht so deutlich wie nie zuvor, dass ZAH1DE Starpotential mitbringt. Statt unter dem Druck des ihr entgegenschlagendes Hates einzuknicken, nimmt sie stattdessen ihre zweite Single auf und betitelt diese nach einem der häufigsten Kommentare: „Ballert auf lautlos“ – und diese schlägt sofort wieder ein.

Abgeklärt nutzt sie die Polarisierung als Inhalt ihres zweiten Songs und adressiert die Menschen, die sich über sie auslassen, mit Zeilen wie „Ihr habt alle viel geredet und ich hab‘ einfach gemacht /Und ich wollt‘ nur bisschen tanzen und dann wurde ich zum Star“. Spätestens jetzt haben nicht nur die Schulhöfe der Republik oder TikTok sie auf dem Schirm. Mit ihrer Unbekümmertheit bleibt sie hängen in den Köpfen der Musikszene, ihre naturgemäß codelastigen Lyrics könnten glatt als Wörterbuch für die Vermittlung zwischen Jugend und älteren Generationen fungieren. Zeilen wie „Stop the cap, I ate“, „Yapper, Yapper, alles Quatscher“ oder „Ohne viel Reden“ könnten allesamt für Fragezeichen in den Augen von 18+ Menschen sorgen, doch ZAH1DE als eine Art verlängerter Arm des Jugendwort des Jahres schafft zumindest ein wenig Abhilfe.

ZAH1DE auf der Pole

Und so bringt sich ein 22010er-Jahrgangn in rekordverdächtiger Zeit in die Poleposition für die Newcomerin des Jahres, mit einer Mischung aus klugen Strategien, Unbekümmertheit und vor allem aber auch – entgegen der lauten Minderheit unter ihren Videos – mit einem großen musikalischen Talent und eingängigen Zeilen. Selbst Superstars wie Cro haben das schon verstanden und ihr für den Remix zu ihrem dritten Song „Mona Lisa Motion“ den Refrain von „Einmal um die Welt geliehen“, während sie unbeirrt Rekorde um Rekorde bricht – weitere namhafte Musiker:innen werden mit Sicherheit schon im Hintergrund in Gespräche gehen wollen. Es könnte schlechter laufen für ZAH1DE, doch ein Manko stellt sie dann trotz all der selbstbewussten Ignoranz selbst auf ihrem vierten Track „Zahide did it better“ fest: „Lehrer fragen, was ich für ein Deutsch in mei’m Part schreibe /Glaub mir, diese Fame hat auch Nachteile“.

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