„1972 – Münchens Schwarzer September“ auf Sky und Wow über das Massaker von Olympia 72
Das Attentat von Olympia 1972 in München lässt nicht los: Sky und Wow bringen die Doku „1972 – Münchens schwarzer September“.
Der Pay-TV-Sender Sky zeigt zum 50. Jahrestag des Massakers von München 1972 nicht nur die Thrillerserie „Munich Games“, sondern auch die Dokumentation 1972 – Münchens schwarzer September (ab sofort auf Sky und Wow) über die Entführung und Ermordung von elf Sportlern des israelischen Olympiateams durch eine palästinensische Terrorgruppe. Da Sky nicht ein so umfangreiches Bildmaterial wie zum Beispiel die ARD hat, griff die Produktionsfirma Bilderfest, die die Doku für den Bezahlsender produzierte, auf die Methode der Dokufiction zurück: Interviews mit Überlebenden, Angehörigen der Ermordeten oder mit Polizisten, aber auch mit den Überlebenden unter den Terroristen werden unterbrochen von nachgestellten Szenen mit Schauspielerinnen und Schauspielern, wobei naturgemäß alle diese Dialoge fiktiv sind. Das ist grundsätzlich ein Problem: Egal ob emotionale Äußerungen oder Dialoge über Details der Attentatspläne – all das ist die Erfindung der Autorinnen und Autoren und hat nichts mit der Realität von 1972 zu tun.
Doch damit ist das größte Problem von 1972 – Münchens schwarzer September schon benannt. Ein weiterer großer Unterschied der Sky-Doku zur vierteiligen Dokumentation der ARD ist grundsätzlich die emotionalere Herangehensweise. Im Mittelpunkt des Eineinhalbstünders steht nämlich der Münchner Polizist Guido Schlosser, den das schlechte Gewissen nicht loslässt: Er gehörte 1972 zu den frisch ausgebildeten Streifenpolizisten, die ganz plötzlich zu einem Sondereinsatzkommando zusammengestellt wurden, um im Fluchthubschrauber die palästinensischen Geiselnehmer auszuschalten. Für die Dokumentation fliegt Schlosser nach Israel und trifft sich dort nicht nur mit verantwortlichen Geheimdienstmitarbeitern von damals, sondern auch mit Opferangehörigen. Schlosser bittet um Vergebung für sein Versagen 1972, als er gemeinsam mit seinen Kollegen einfach den Posten verlassen hat, an den er zur Befreiung der Geisel abkommandiert war.
Während Ankie Spitzer, die Witwe des ermordeten Sportlers Andrei Spitzer, sein Handeln zwar nicht verstehen, aber angesichts von Schlossers ungenügender Ausbildung nachvollziehen kann, dass diese Truppe grundsätzlich nur versagen konnte, wird die Stümperhaftigkeit der deutschen Polizei und das Desertieren der in das Fluchtflugzeug abkommandierten Einheit vom israelischen Geheimdienstmitarbeiter nur zynisch kommentiert: Ein solches Verhalten läge für ihn außerhalb jeglichen Vorstellungsvermögens.
Was 1972 – Münchens schwarzer September wirklich gut macht, ist das Herausarbeiten des Versagens auf allen Ebenen: Vom gescheiterten Versuch, die Geisel noch im Olympiadorf durch Polizisten in bunten Trainingsanzügen am hellen Tag befreien zu lassen, während die Kameras der Sendeanstalten diese Bilder live ausstrahlten, bis hin zur Befreiungsaktion am Flughafen Fürstenfeldbruck, bei der alle Geisel ermordet und fünf der acht Geiselnehmer erschossen wurden. Hier geht die Dokumentation in die Details und nennt die Verantwortlichen – vom Münchner Polizeipräsidenten über den bayerischen Innenminister bis hin zu Bundeskanzler Willy Brandt. Schließlich hatte man im Vorfeld Isreal nicht erlaubt, dass eine bei Geiselbefreiungen erprobte israelische Sondereinheit die Sache in die Hand nimmt und die israelischen Geisel auf deutschem Boden befreit. Das aber wäre wohl auf alle Fälle die richtige Entscheidung gewesen.