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Die Seele eines Cowboys: Aaron Frazer im Interview zu „Into the Blue“

Aaron Frazer
Aaron Frazer (Foto: Rosie Cohe)

Auf seinem zweiten Soloalbum verarbeitet Soulsänger Aaron Frazer eine Trennung – und wandelt auf den Spuren von Revolverhelden.

Aaron, auf dem Cover von „Into the Blue“ bist du mit den Füßen im Pazifik zu sehen. Was steckt hinter dem Titel und diesem Bild?

Aaron Frazer: Viele der Strukturen, die mir Halt gegeben haben, sind gleichzeitig weggebrochen: Eine fünfjährige Beziehung ist zu Ende gegangen, und ich habe New York verlassen, wo ich ein Jahrzehnt lang gewohnt hatte. Zusätzlich haben The Indications, die Band, in der ich der Drummer bin, sich ein Jahr Auszeit genommen, nachdem wir sieben Monate am Stück auf Tournee waren. Es hat sich wirklich so angefühlt, als würde ich ins Ungewisse aufbrechen – ins Blaue eben.

Würdest du so weit gehen, die Platte als Trennungsalbum zu bezeichnen?

Frazer: Klar – es hat mir geholfen, mit der Trennung umzugehen. Am Anfang hatte ich Zweifel, weil mein Publikum vor allem die Liebeslieder mag, aber ich die nicht länger schreiben konnte. Erst, als ich mich entschlossen hatte, ganz offen mit der Traurigkeit zu sein, kamen auch wieder fröhliche Lieder. Wenn du nicht allen deinen Gefühlen Raum gibst, bekommst du am Ende eine komplette emotionale Blockade.

Eine solche autobiografische Ehrlichkeit hätte ich nicht unbedingt mit Soul assoziiert, eher mit dem klassischem Singer/Songwriter-Image.

Frazer: Das ist sehr interessant, weil ich großer Fan von Folk und Country bin. Diese Platte hat auf jeden Fall ein Americana-Element. Ich liebe Cowboymusik! Das Cover meines ersten Albums war pink, weil es ein direkter Tribut an „Gunfighter Ballads and Trail Songs“ von Marty Robbins war – eines meiner Lieblingsalben überhaupt. Es zu hören, ist, wie einen Film zu schauen.

Hast du dich auch wegen Hollywood entschieden, nach Los Angeles zu ziehen?

Frazer: Obwohl ich so lange an der Ostküste gewohnt habe, hat meine Musik schon immer hierhergehört. Ich habe das Gefühl, dass sich Schwarze Musik unglaublich schnell bewegt. Schon in den 80ern hat sich die Kultur vom klassischen Soul der 60er und 70er abgewandt. Die Community, die diesen Stil am Leben erhalten hat, waren mexikanisch-amerikanische Chicanos. Die Autokultur hier feiert Downtempo-Soul, wie ich ihn früher in Indiana gemacht habe, ohne überhaupt zu ahnen, was hier abgeht. Ich wollte dahin ziehen, wo meine musikalische Heimat schon immer gewesen ist.

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