„Abendland“: Surrealismus im Widerstand
Widerstand gegen die Abholzung von Wäldern: Der Film „Abendland“ dringt tief in die Bewegung ein und ist doch viel mehr. Omer Fasts surrealer Film kommt jetzt in die Kinos.
Surrealismus mitten im Aktivismus: Als eine Klimaaktivistin auf der Flucht vor der Polizei in eine Schlucht stürzt, trifft sie dort auf eine Truppe von Widerständlern, die noch mal ganz anders drauf sind als sie. Nur eins eint alle miteiander: Sie tragen Masken. Der Film „Abendland“ des Regisseurs Omer Fast („Continuity“) läuft jetzt in den Kinos.
Abendland, Angela Merkel, Klimaaktivist:innen: Die Schlagworte, die den Zuschauenden beim nun zweiten Kinofilm von Omer Fast schon zu Beginn ins Gesicht geschleudert werden, machen ein großes Fass auf – das sehr schnell Gefahr läuft, seinen Inhalt überall zu verteilen. Aber von Beginn an: Einer Gruppe von maskierten Aktivist:innen gelingt es, eine Waldrodung aufzuhalten, doch noch während der Feierlichkeiten über den Sieg über den Kapitalismus werden sie von der Realität in Form des Staats eingeholt und gewaltsam verhaftet. Eine als Angela Merkel maskierte Aktivistin entkommt, verletzt sich bei der Flucht aber und stürzt nicht nur in eine Schlucht, sondern gleich in eine Parallelwelt, die ausschließlich von weiteren maskentragenden Aktivist:innen bevölkert zu sein scheint. Schnell entpuppt sich die unhierarchische, dezentrale Kolonie, auf die Merkel trifft, als eine Aussteiger:innengruppierung mit radikalem Vergangenheits- und Identitätsexodus. Fortan steht mit einem Mal statt aktivistischem Klimakrisenkommentar viel mehr das Ausbrechen aus der Zivilisation im Zentrum, doch gerät durch das Übermaß an aufgemachten Strängen zu positionslos. Die vielen filmischen Ideen wie die mimiklose, dauermaskierte Porträtierung oder die zwischen hektischen Schnitten und dann wieder endlosen Totalen hin- und her schwenkenden Kameras verfestigen den Eindruck, dass „Abendland“ gehemmt von vielen Grundideen ohne Zusammenführung bleibt.