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Alexander Chee: Edinburgh

Alexander Chee: Edinburgh

In dem autobiografischen „Edinburgh“ erzählt Alexander Chee vom sexuellen Missbrauch in einem Knabenchor – und dem Umgang mit dem Trauma.

Es hat fast 20 Jahre gedauert, bis der grandiose Debütroman von Alexander Chee endlich in deutscher Übersetzung erscheint. Zu verdanken ist das wohl nicht zuletzt dem großen Erfolg von Ocean Vuongs „Auf Erden sind wir kurz grandios“ im letzten Jahr: Chee war Vuongs Hochschullehrer und hat dessen Karriere entscheidend geprägt. Vuong und Chee einen die koreanischen Wurzeln, und auch Chee wurde als Heranwachsender in den USA sowohl wegen seiner Hautfarbe als auch wegen der sexuellen Orientierung ausgegrenzt.

In dem autobiografischen Coming-of-Age-Roman „Edinburgh“ erzählt er aus der Perspektive des zwölfjährigen Phi vom sexuellen Missbrauch in einem Knabenchor. Selbst als sich abzeichnet, dass sein bester Freund Peter das nächste Opfer des Chorleiters werden wird, schweigt Phi aus Scham. Anspielungsreich und mit poetischer Sprache dokumentiert Chee das jahrelange Ringen mit dieser Schuld und die Schwierigkeit einer Identitätsfindung nach den traumatischen Erlebnissen. Und einen Vorteil hat das späte Erscheinen von „Edinburgh“ dann doch – mit dem parallel erscheinenden Essayband „Wie man einen autobiografischen Roman schreibt“ lässt sich gleich vertiefend weiterlesen. „Sie geben mir das Gefühl, sein zu können, was ich bin“, sagt Ocean Vuong über die Texte, in denen Chee das Schreiben als schwuler Mann verhandelt. cs

Alexander Chee Edinburgh

Albino, 2020, 304 S., 22 Euro

Aus d. Engl. v. Nicola Heine u. Timm Stafe

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