Algiers im Interview zu „Shook“: Städte mit A
Ausgerechnet für ihr bisher weitläufigstes Album sind Algiers in ihre Heimatstadt Atlanta zurückgekehrt.
Franklin, Ryan, ich würde sagen, euer neues Album klingt mehr nach HipHop als je zuvor. Ist das fair?
Franklin James Fisher: Ich weiß nicht. Für Außenstehende mag es neu klingen, aber es ist schon von Anfang an ein Element unseres Sounds. Vielleicht war es früher nicht so deutlich, oder die Leute haben es nicht erkannt. Aber schon „Walk like a Panther“ auf unserer zweiten Platte ist ja eigentlich Trap.
Ryan Mahan: Wir enthüllen auf dem Album Techniken, die wir schon immer benutzt haben, wie Sampling, Collage oder Drum Machines. Sie sind hier nur mehr im Vordergrund. In der Vergangenheit wurde unsere Musik oft nicht als HipHop erkannt, weil es keinen Rapper gab. Auf diesem Album sind ein paar MCs dabei, das ändert natürlich den Kontext.
Auf „Shook“ tummeln sich mehr als zehn Gäste von Zack de la Rocha bis Billy Woods. Woher kam das Verlangen nach Mehrstimmigkeit?
Fisher: Schon bei unserem letzten Album „There is no Year“ wollten wir eine Platte mit vielen Leuten und Stimmen darauf machen – also das, was jetzt „Shook“ geworden ist. Mich hat es gelangweilt, immer nur 500 mal meine eigene Stimme zu hören. Aber wir haben damals mit zwei Produzenten gearbeitet, die in eine sehr andere Richtung gehen wollten.
Mahan: 2020 und 2021, als wir mit „Shook“ begonnen haben, waren wir sehr abgeschnitten von anderen Menschen. Also wollten wir umso mehr Gemeinschaft auf dem Album haben. Wir haben uns gefragt: Wer wird auf welchem Track am besten klingen?
Eure Heimatstadt, die Musikmetropole Atlanta, spielt eine große Rolle auf dem Album. Wie ist das passiert?
Fisher: Wir waren seit Jahren zum ersten Mal wieder da. Ryan lebt ja in London, ich in New York. Als wir während der Pandemie plötzlich dort festgesessen haben, ist irgendwie alles zurückgekommen. Früher hat mich mein Cousin aus New York immer verprügelt und behauptet, wir hätten dort keinen HipHop – heute orientiert sich die ganze Welt musikalisch an Atlanta. Natürlich war Covid hart, aber für uns hatte diese Pause auch etwas Gutes. Ich glaube, ohne sie hätten wir uns getrennt. Wir waren immer nur auf Tour, ständig pleite und immer gestresst. In der Quarantäne konnten Ryan und ich zu unseren gemeinsamen Wurzeln zurückfinden.