„Alle lieben Touda“: Aufstieg durch die Musik

Der Film „Alle lieben Touda“ handelt von einer Sheika, einer marokkanischen Sängerin und alleinerziehenden Mutter, die um künstlerische Anerkennung und gegen Ausbeutung kämpft.
Lieben wirklich alle Touda? Dann wäre der Film „Alle lieben Touda“ wohl kein Drama. In Wirklichkeit muss Touda, die eine Sheika ist, in Casablanca täglich nicht nur um künstlerische Anerkennung kämpfen, sondern sich auch gegen Unterdrückung und sexuelle Übergriffe wehren. Der Film läuft jetzt im Kino.
Vielleicht hat Touda tatsächlich alles erreicht, worauf sie so hart hingearbeitet und wofür sie so viele Demütigungen in Kauf genommen hat. Der konservativen Provinz entkommen, fährt sie nun in einem Fahrstuhl hinauf in den 34. Stock eines Luxushotels: ihr erster großer Auftritt in Casablanca. Touda ist eine Sheika. Eine Sängerin, die jenes traditionelle Liedgut pflegt, das Frauen in Marokko seit Generationen erlaubt, von Begehren und Aufbegehren zu singen. Der Alltag hingegen ist auch in der Gegenwart weiterhin geprägt von ungleichen Machtverhältnissen zwischen Mann und Frau. Die Kämpfe der alleinerziehenden Mutter für künstlerische Anerkennung und Respekt als auch für Bildung für ihren gehörlosen Jungen schildert Regisseur Nabil Ayouch in prägnanten, oft bedrückenden Szenen. Diese stehen im krassen Gegensatz zu den Tanz- und Gesangsszenen, in denen Toudas Gesicht für Momente zu leuchten scheint. Nisrin Errade („Adam“) verleiht dieser Figur Tiefe und Authentizität. Nicht minder großen Anteil am Gesamteindruck dieses thematisch etwas überladenen Dramas hat die bemerkenswerte Kameraarbeit von Virginie Surdej. Sie nimmt vermeintlich unscheinbare, aber wichtige Details in den Blick und fängt mit ihren Bildern unterschiedlichste Stimmungen ein: vom flirrenden Nachtleben in Casablanca bis zum beklemmende Alptraum eines sexuellen Übergriffs.