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Alte Hits und neue Highlights: So war das Rolling Stone Beach 2025

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Friska Viljor auf der Bühne beim Rolling Stone Beach (Foto: Ulla Tresp)

Am 13. und 14. November hat erneut das Rolling Stone Beach im Ferienpark Weissenhäuser Strand stattgefunden. Jörg Tresp von DevilDuck Records war vor Ort.

Tag 1: Lustige Schweden und ein düsteres Trio

Sicher ist das Publikum auch bei der 16. Ausgabe des Rolling Stone Beach nicht jünger geworden, aber an Relevanz hat es trotzdem nicht verloren. Eröffnen durften diesmal die lustigen Schweden von Friska Viljor, die dies dann ob diverser technischen Probleme dann auch etwas verspätet in einem arktisch kalten Zelt taten. Dem Spaß stand diese Kälte nicht so richtig gut zu Gesicht, auch wenn sich einige versuchten, etwas warm zu tanzen. Sänger Joakim war dann auch noch nicht so richtig warm und fing zweimal mit dem falschen Song an, aber irgendwie mag ich sie ja für ihre herrliche Unperfektheit.

Die Kanadier von Amos The Kid habe ich schon ein paar Mal gesehen, und auch wenn das Möwenbräu sicher das schwierigste Venue ist, so haben sie einfach großartige Songs, die sie als Quintett unter das vor Wonne lächelnde und tanzende Volk gebracht haben. Schön fand ich nicht nur die zweite Stimme, sondern auch die Tatsache, dass Amos ein paar neue Songs mitgebracht hat, die sich nahtlos in die des tollen Debütalbums „Enough as it was“ einfügten.

We Are Scientists Foto: Ulla Tresp

Zurück ins Zelt, um We Are Scientists zu sehen, die schon noch eine gute Fanbase hatten und sich sehr bemühten, aber bei mir wollte der sprichwörtliche Funke, der im kalten Zelt gutgetan hätte, nicht überspringen. Zugleich verstehe ich auch die, die eine wirklich gute Zeit hatten, denn sympathisch ist das Trio aus New York auf jeden Fall.

Die Österreicherinnen von My Ugly Clementine durften dann im Baltic Saal spielen, welcher meistens mit Abstand den besten Sound hat. Das kam natürlich auch ihnen zugute. Ich hatte sie schon länger auf meiner Liste, aber irgendwie hat es live nie geklappt, sodass ich froh war, sie endlich mal zu sehen. Und auch wenn sich meine Begeisterung leider in Grenzen hielt, so machen sie das ganz schön clever, sowohl was Songs, Outfit und Bühnenperformance betrifft, und kaschieren mit abwechselndem Gesang ihre größte Schwäche, die natürlich im Gesang liegt. Denn keine der drei Frontfrauen hat eine besonders gute oder auffällige Stimme, weshalb mir so ein bisschen die Eigenständigkeit fehlt.

Meine letzten beiden Bands des ersten Festivaltages spielten dann wiederum im Zelt, und auch wenn ich großer Green-On-Red-Fan war, so konnte ich der Performance von Chuck Prophet & His Cumbia Shoes im Gegensatz zur Rolling-Stone-Redaktion nicht so richtig viel abgewinnen. Versteht mich nicht falsch: Natürlich passen sie zum Rolling Stone Beach wie die Faust aufs Auge, aber vielleicht habe ich zu wenige kolumbianische Roots. Meine ganze Aufmerksamkeit galt dann dem Black Rebel Motorcycle Club, die den Abend dann mit Schwerpunkt auf ihr bestes und 20-jähriges Jubiläum feierndes Album „Howl“ würdig beschließen sollten.

Black Rebel Motorcycle Club Foto: Foto: Ulla Tresp

Das Trio spielte in gewohnt düsterer Atmosphäre und erschafft damit eine ebensolche und sehr eigene Stimmung. Peter Hayes natürlich wieder in Hoodie und Kapuze, sodass man keinerlei Gesichtszüge erahnen konnte, während seine Frau Leah Shapiro die Drums bearbeitete und eine offenere Figur macht, aber die einzige Interaktion mit dem Publikum obliegt wie immer Robert Levon Been, der dabei schon wie ein Alleinunterhalter wirkt – und das bestimmt auch nicht so gerne mag. Aber sei es drum, denn letztlich geht es hier um Songs und Sounds, und das können sie und waren daher für mich klar der Höhepunkt des ersten Tages.

Tag 2: Hamish Hawk als Highlight

Der zweite Tag beginnt wie immer mit der Rolling-Stone-Talk-Runde, die ich nach wie vor eine gute Idee und manches Mal auch spannend finde, auch wenn nicht mehr so kontrovers diskutiert wird wie vor ein paar Jahren, sodass das Publikum ziemlich zufrieden und entspannt erscheint, was ja nichts Schlechtes sein muss. Mit den besten Alben des Jahres stimme ich eher wenig überein, aber mein Geschmack mag da ein etwas anderer sein … dazu später dann im The Album Club mehr. Ich konnte mir natürlich nicht verkneifen, All Them Witches wieder vorzuschlagen und werde das so lange tun, bis sie mich endlich im Zelt zu Begeisterungsstürmen hinreißen lassen …

Musikalisch gab es im Anschluss ein kleines und feines Beach-Konzert des kanadischen Singer/Songwriters Jerry Leger, der vor zwei Jahren schon mal mit seiner Band The Situations am Start war und diesmal im Duo-Set-Up. Für Leger-Fans gab es darüber hinaus noch ein anderthalbstündiges Q&A mit Rolling-Stone-Autor Maik Brüggemayer, wo einige Songs seines neuen Albums „Waves of Desire“ zum zweiten Mal aufgeführt wurden.

Hamish Hawk Foto: Ulla Tresp

Mein Highlight des Tages war dann Hamish Hawk, den Carsten Schrader im Album Club vorgestellt hatte und der eine unglaublich sympathische und charismatische Ausstrahlung hat. Sein Set startete er mit akzentfreiem Deutsch. Natürlich stand bei dem Schotten und seiner vierköpfigen Band das nicht mehr so ganz aktuelle Album „A firmer Hand“ im Vordergrund, und der begeisterte Baltic Saal feierte den Künstler gar überschwänglich und völlig zu Recht.

Mein Doppel im Zelt waren an diesem Tag Jon Spencer & Band sowie Bob Mould Band, die natürlich etwas altbacken daherkamen, und auch wenn ich viel Respekt für beide Künstler habe, so langweilt mich bei ersterem das rudimentäre Songwriting, während mich bei zweitem die ebensolche Ausstrahlung langweilt. Vielleicht sollten die beiden einfach fusionieren … Spencer & Mould, denn so hätte man Songs und Ausstrahlung. Ich weiß, dass ich hier einigen auf die Fan-Füße trete, aber hier geht es ja um meine rein subjektiven Ansichten und beides sind gute Typen mit ebenso guten politischen und gesellschaftlichen Ansichten, nur war mir das live einfach zu wenig.

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