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Im Zweifel für den Zweifel: „alte möbel und junge nervositäten“ von Luis Schwamm

Luis Schwamm 2024_2, credit Rebecca Kraemer
Created with RNI Films app. Preset 'Agfa Optima 200'

Der Singer/Songwriter hat gleich eine ganze Palette an Vorbildern. Ob das dem Zweifel Einhalt gebieten kann? Mit „alte möbel und junge nervositäten“ legt der Deutsche nun ein warmes, tastendes Debütalbum vor.

Mit „Im Zweifel für den Zweifel“ hat die Indieband Tocotronic 2010 den mit Sicherheit besten deutschen Songtitel des 21. Jahrhunderts vorgelegt. In dieser Kategorie gibt es also vorerst keinen Preis mehr zu verteilen. Inhaltlich dockt das Debütalbum „alte möbel und junge nervositäten“ des Kölner Singer/Songwriters Luis Schwamm jedoch ganz gut an den ikonischen Song der Hamburger Indieband an – und der Albumtitel kann sich auch noch sehen lassen.

„alte möbel und junge nervositäten“ von Luis Schwamm: Out now!

Vom Elternhaus aus sozialisiert mit Klavierinterpretationen von „Yesterday“ und mit Gitarrenversionen von „Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord“ wusste der Geiger:innensohn Schwamm früh, dass es einmal die Musik werden soll – bloß eben nicht diese. Suchte er zunächst noch Zuflucht im Emo und Alternative der 90er und 2000er-Jahre, wurde es zunehmend unvermeidlich, irgendwann einmal eigene Song zu schreiben.

Von den Beatles zu Phoebe Bridgers

Vorbilder für „alte möbel und junge nervositäten“ waren dann jedoch weniger die Foo Fighters als Singer/Songwiter:innen wie Elliott Smith oder Indie-Ikonen wie Phoebe Bridgers. Und dass dieses Debütalbum so unbedarft zwischen Intimität und Intensität pendelt, ist dem Umstand geschuldet, dass Schwamms Mischung aus Adultpop und Indiefolk mal in Studios und dann wieder in Wohnküchen, beim Spazierengehen oder auf Bahnfahrten entstanden ist.

Und zu Tocotronic zurück

Doch noch mal zurück zum Zweifel. Schon der sanfte LoFi-Opener „nichtschwimmer“ macht deutlich: Schwamm ist keiner, der die Tür beherzt eintritt. Hier wird sich eher zaghaft vorgetastet. Der Zweifel, ein steter Begleiter. Passend dazu auch Zeilen wie „Hab’s ein letztes Mal versucht/Und dann mit Aufhören angefangen“ aus dem Cowboy-Schlager-New-Wave-Hybrid (ja, wirklich) „du bist es“. Und wenn im folgenden dann die eigene Ambivalenz, zwischenmenschliche Beziehung und Nikotinsucht auseinandergenommen werden, führt einen dieses Album irgendwann ohne jeden Zweifel wieder zu Tocotronic, der Hamburger Schule und Bands wie Blumfeld zurück.

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