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„Am Samstag wird abgerechnet“ von Davide Longo

Buchcover „Am Samstag wird abgerechnet“ von Davide Longo

In „Am Samstag wird abgerechnet“ schickt Davide Longo seine beiden Commissari nach einem Mord in ein Bergdorf – doch was verbirgt sich dort wirklich hinter dem Schweigen?

„Am Samstag wird abgerechnet“ von Davide Longo ist unser Krimitipp der Woche.

Im Piemont sind Geheimnisse gut behütet. Gerade in den kleinen Bergdörfern in den Alpen, wo die wenigen Menschen mit Argwohn auf Fremde blicken und maulfaul auf Fragen reagieren. Eine gute Gegend also, um einen Mord zu begehen. Auf einer Lichtung mit malerischem Ausblick sitzt der berühmte Filmproduzent Terenzio Fuci aus Rom erdrosselt in seinem Jaguar. Die Hände des 87-Jährigen sind ans Lenkrad gebunden. Der Verdacht fällt auf seine zwanzig Jahre jüngere Frau Vera, denn die ehemals erfolgreiche Schauspielerin ist seit jener Nacht spurlos verschwunden. Commissario Vincenzo Arcadipane eilt aus Turin in das an einem Staudamm gelegene Dorf Clot mit nur 37 Seelen, um vor Ort die Ermittlungen zu führen. Die erweisen sich erwartungsgemäß als zäh und beginnen, weitere Rätsel aufzuwerfen, die im Laufe der vielschichtigen Handlung auch nach Rom führen.

Wie bei einem Puzzle sortiert er die kleinen Bruchstücke der Wahrheit

Arcadipane zählt auf die Unterstützung seines schrulligen Mentors Corso Bramard, der für seine stoische Art bekannt ist: Bramard hört genau zu, beobachtet scharf und stellt nicht zu viele Fragen. Wie bei einem Puzzle sortiert er die kleinen Bruchstücke der Wahrheit, verschiebt sie so lange, bis sie sich zu einem Bild zusammenfügen. Und das ist facettenreich wie ein Mosaik: Vera heißt in Wirklichkeit Anna, der Mord ist bis ins Detail in Szene gesetzt, es gibt politische Verwicklungen, ein vorgetäuschtes Leben, rätselhafte Fresken und einen mystischen Saal, in dem eine fragwürdige Zeremonie stattgefunden hat. Das alles führt buchstäblich zu einem Dammbruch, bei dem nicht nur störrische Bewohner hinweggespült werden könnten …

Auch im vierten Band mit den Commissari Bramard und Arcadipane geht es um weit mehr als nur um die Klärung eines Kriminalfalls

Der italienische Autor Davide Longo besticht durch Eleganz und souveräne Erzählkunst, mit der er durch seine ungewöhnlichen Plots zu führen weiß. Auch im vierten Band mit den Commissari Bramard und Arcadipane geht es um weit mehr als nur um die Klärung eines Kriminalfalls, um Zeitgeschehen, gesellschaftliche und menschliche Abgründe. Longo lässt uns durch seine lebensnahen Protagonisten und mit präzisen Momentaufnahmen auch am Vita italiana teilhaben: eine etwas altmodische Sicht auf die Dinge, ausgekostete Melancholie, ein Gewimmel von geschichtsträchtigen Bauten, gutes Essen und ein wenig Amore. Es ist eine Liebeserklärung an die Facetten des Lebens. Und dieses Leben präsentiert – wenn auch manchmal spät – die Abrechnung für das eigene Tun.

Hat es Davide Longo mit „Am Samstag wird abgerechnet“ auf unsere Liste der besten Krimis im Juli 2024 geschafft?

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