Angel Olsen – My Woman
Bei „My Woman“ von Angel Olsen konnte sich die Chatrunde nicht mal bei der musikalischen Einordnung einigen.
Jede Woche stellen wir hier eine spannende Neuerscheinung zur Debatte. Es diskutieren Carsten Schrader, Philipp Kressmann und Mitja Steffens von der kulturnews. Und ein Gast: unsere neue Superkollegin Verena Reygers, die schon seit vielen Jahren als Musikjournalistin arbeitet und von Adele bis Zola Jesus schon so einiges vor dem Interviewmikro hatte.
Verena: Für Angel Olsen konnte ich mich bislang nicht so erwärmen. Mit „My Woman“ wird sich das ändern. Tolle Platte, die trotz ihrer schwülen Seite nichts von Olsens ubgefuckter feministischer Dringlichkeit vermissen lässt. Funktioniert auch deshalb, weil sich Olsen hier endgültig vom Sharon-van-Etten-Vergleich lösen kann.
Carsten: Dafür hat sie jetzt den Vergleich mit Lana Del Rey an den Hacken, kann damit aber ziemlich gut umgehen: „I’ve always written songs. I’ve never been someone who poses naked on a men’s magazine“, hat sie das neulich in einem Interview kommentiert. Eine großartige Platte, die ihr den ganz großen Durchbruch bringen wird.
Philipp: Ich höre schmachtende Electronica, dessen Koordinaten sowohl im R’n’B als auch im Synthiepop liegen. Eigentlich will ich an irgendwas meckern, kann es aber nicht.
Mitja: Hast du eine andere Platte gehört, Philipp? Electronica und R’n’B kamen mir jedenfalls nicht in den Sinn: Ich höre eine hippe Indierockgöre mit ordentlich Retro-Charme – also schon eher Lana Del Rey. Wobei ich Olsen aber deutlich bissiger finde. Hätte ich den Soundtrack zu „Kill Bill“ zusammengestellt, von diesem Album wäre viel darauf gelandet.