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„Anna“ auf Arte: Baseball schwingende Kinder – schön gefilmt

Die italienische Serie „Anna“ zeigt eine nahe Zukunft, in der nach einer Pandemie nur Kinder überleben. Jetzt auf Arte und in der Mediathek.

Die italienische Serie Anna basiert zwar auf Niccolò Ammanitis gleichnamigem Roman aus dem Jahr 2015, auch begannen die Dreharbeiten – Niccolò Ammaniti ist auch der Regisseur – bereits ein halbes Jahr vor der Corona-Pandemie, und doch schimmert in dieser trotz ihrer Brutalität in der Handlung so schön gefilmten Serie Covid-19 ständig durch. Anna wird jetzt auf Arte ausgestrahlt und kann in der Arte-Mediathek gestreamt werden.

Anna ist ein 12-jähriges Mädchen, als sie in einem Landhaus auf Sizilien völlig alleingelassen auf ihren kleinen Bruder Astor aufpasst, obwohl sie jeden Tag nach draußen gehen muss, um Vorräte für sich und Astor aufzutreiben. Diese Handlung spielt um wenige Jahre in der Zukunft, denn in unserer Gegenwart wurden weltweit alle Menschen von einem bis dahin unbekannten Virus getötet. Rückblenden zeigen die Entwicklung in kurzen Einschüben, wobei Regisseur Ammaniti die Zeiten wunderbar miteinander schneidet. Schmerzende wie liebevolle Erinnerungen der beiden Kinder werden so bildlich sensibel dargestellt.

Die nahe Zukunft hingegen ist alles andere als sensibel: Kinder- und Jugendbanden á la „Herr der Fliegen“ führen Krieg in den umliegenden Städten, halten die einzige auf Sizilien überlebende Erwachsene gefangen und teilen sich in zwei Gruppen: Die Weißen sind die Jugendlichen, bei denen im Gesicht schon die Rötungen der beginnenden Infektion durchkommen und die sich deshalb bis zu ihrem Tod weiß schminken. Sie führen ein hartes Regiment über die Blauen, das sind die Kinder noch weit vor der todbringenden Pubertät. Anna und Astor geraten nacheinander in die Fänge der Kinderbanden und damit in große Gefahr.

Anna ist eine Serie voller Gegensätze. Wunderbar gefilmt und mit viel Liebe zum Detail ausgestattet, driftet die Handlung immer wieder ab in exzessive Gewalt, was umso brutaler wirkt, da die Gewalt von Kindern ausgeübt wird. Untermalt wird das Ganze durch Filmmusik, die von Alphaville bis Loic Soulat und von Sophie Hunger bis Mercury Rev reicht. Gleichzeitig merkt man diesen Kindern auf Schritt und Tritt ihre Verlassenheit an, ihre Einsamkeit, die sie überfordert und mit Gewalt antworten lässt. Das alles spielt vor dem Hintergrund einer wunderschönen süditalienischen Natur und der herrlichen Landhäusern, die zugemüllt sind mit Speiseresten und Klamotten, und ergibt so eine ästhetische Einheit, die in ihrer gebrochenen Pracht weit entfernt ist von den seit Jahren gespeilten Zombie-Dystopien. jw

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