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Das große Divensandwich

Anna Maria Mühe, Cristina do Rego, Jasna Fritzi Bauer, Unter Dry
Anna Maria Mühe, Cristina do Rego und Jasna Fritzi Bauer bestreiten jeden Dienstag den Podcast „Unter Dry“ (Fotos: Foto © Podstars OMR, Cristina do Rego: © Mathias Bothor, Jasna Fritzi Bauer: © Mathias Bothor, Anna Maria Mühe: © Mirjam Knickriem)

„Unter Dry“ heißt der neue Podcast der Schauspielerinnen Anna Maria Mühe, Jasna Fritzi Bauer und Cristina do Rego . Gibt's da immer Schapus?

Frau Mühe, ist das jetzt ein wirklicher Podcast, oder machen Sie neuerdings gemeinsam mit Cristina Do Rego und Jasna Fritzi Bauer einfach das Aufnahmegerät an, wenn die Champagnerkorken knallen?
Anna Maria Mühe: (lacht) Da wollen Sie nicht unbedingt immer dabei sein. Nein, es ist tatsächlich ein richtiger Podcast geworden. Mit der Regel, wöchentlich am Dienstag rauszukommen. Und wir werden nicht immer Champagner trinken.

Wohnen Sie so dicht beieinander, dass Sie sich einmal wöchentlich treffen können, oder ist perspektivisch auch eine Zoomkonferenz angedacht?
Mühe: Wir wohnen zwar alle in einer Stadt, Jasna und ich sind auch Nachbarn, aber wir sind natürlich auch viel unterwegs. Deshalb gibt es bereits eine Aufnahme, die in verschiedenen Städten stattfand. Da war Jasna in Bremen, Crissi in Berlin und ich in Hamburg. Dabei ist man sehr der Technik ausgeliefert, was mich tatsächlich in den Wahnsinn treibt, aber zum Glück haben wir unseren kleinen Technikfreak namens Jasna Fritzi Bauer an der Seite, und die kann uns dann gut leiten.

Sie haben in der ersten Ausgabe einen richtig bunten Mix zusammengestellt. Es fängt an mit: Soll man mit dem Rauchen aufhören? Wie kriegt man am Set einen eigenen Stuhl? Da haben Sie am meisten zu erzählen. Wie geht man am Set mit Unsicherheit um? Was würde man seinem 20jährigen Ich erzählen, wenn man ihm einen Satz zurufen könnte? Außerdem haben Sie ein Gerücht richtiggestellt, das mit Ihnen und dem Nationalmannschaftstrainer Jogi Löw zu tun hat. Kommt das alles spontan zustande?
Mühe: Wir sind wirklich sehr spontan. Und Crissi zum Beispiel stellt wirklich sehr gute Fragen. Davon ist vorher nichts besprochen. Es kann vorkommen, dass wir vorher sagen, lasst uns diesmal über das Thema Quote reden und wen sie quält und dass wir uns alle fragen, wieso sie überhaupt noch da ist, diese blöde Quote. Das sagen wir dann so im Groben, aber wie wir schließlich dahin kommen oder – und das ist die eigentliche Kunst – auch wieder wegkommen – das passiert dann erst im Gespräch.

Irgendwann in der ersten Folge stellen Sie alle drei unisono fest, dass Sie, obwohl Freundinnen, bisher nie ausführlich über den Beruf gesprochen haben. Entwickelt sich der Podcast zu einem Forum für den Austausch von Erfahrungen bei Schauspielerinnen?
Mühe: Dass wir nie über den Beruf reden, war etwas übertrieben. Natürlich tauscht man sich auch aus, wenn das Aufnahmegerät nicht läuft. Es geht aber darum, zu zeigen, dass selbst wir uns innerhalb des Podcasts erst neu kennen lernen dürfen, weil es Themenbereiche gibt, die wir so noch nicht beleuchtet haben. Zum Beispiel, wie man sich auf eine Figur vorbereitet. Was wirklich in der Tiefe schlummert, darüber reden wir in der Tat wenig. Und es ist total schön, wenn man genau das im Podcast beleuchten kann.

Ein richtig ernsthaftes Thema in der ersten Folge handelt vom Mobbing am Set. Sie erzählen davon, wie Sie eine Person in ihre Schranken verweisen. Was, wenn jungen Schauspielerinnen das Selbstbewusstsein dazu fehlt? Sollte das Thema vielleicht nicht doch einmal viel breiter behandelt werden?
Mühe: Das kann ich nicht sagen, ich kenne an mir nur einen Fall, den ich auch im Podcast geschildert habe. Insofern habe ich nicht wirklich viel Erfahrung. Ich würde allerdings immer, wenn ich so etwas mitbekomme am Set, mich dazu verhalten. Ich würde nicht wegschauen. Und das sollte man auch immer Kolleginnen, jüngeren oder älteren, mitgeben. Man darf da nicht weggucken. Film ist immer noch ganz klar eine Teamarbeit, und wenn es in diesem sicheren Kosmos nicht funktioniert, weil der eine den andern mobbt, muss man aktiv werden, sonst verrät man sich und seine Arbeit.

Sie definieren sich alle drei im Nirwana zwischen den „Diven mit 45“ und den irgendwie auf eine andere Art auftretenden „Diven Mitte 20“. Die einen sind noch die analogen, die anderen schon die digitalen Diven, die ganz professionell auf Instagram unterwegs sind. Wie definieren Sie Ihre Generation, die mir dazwischen fast schon wie gesandwicht vorkommt?
Mühe: Es ist wirklich schwierig! Es ist genau so, wie Sie es beschreiben! Was auf der anderen Seite auch toll ist. Wir haben das Glück, dass wir die ältere Riege, die ältere Garde noch mitbekommen und mit ihnen teilweise auch arbeiten und dabei tolle Sachen lernen dürfen. Auf der anderen Seite sind die jüngeren Kolleginnen und Kollegen, die, neben ihrem tollen Talent, einem auch gefühlt das Instagramdasein beibringen. Letzteres ist wirklich nicht meine Lieblingsbeschäftigung, aber es gehört halt mittlerweile dazu. Auch dass ein Auftritt auf dem roten Teppich nicht mehr so ist, wie vor 15 Jahren, sondern perfektioniert sein muss, gehört mit dazu. Und das ist auf jeden Fall das, was die jüngere Garde absolut beherrscht.

Interview: Jürgen Wittner

Unter Dry kann überall gehört werden, wo es Podcasts gibt.

 

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