Anohni: Paradise
Die neue Anohni-EP beim Plattenchat: „ein aufregendes Mahnmal“, „Schönheit des Monats“ …
Jede Woche stellen wir hier eine spannende Neuerscheinung zur Debatte. Es diskutieren Carsten Schrader, Philipp Kressmann und Mitja Steffens von der kulturnews. Und als Gast: Gitarristin Lina Seybold von der Münchener Band Candelilla, die mit „Camping“ gerade ein großartiges neues Album veröffentlicht hat.
Lina: Weltuntergangsstimmung im Pop-Gewand Vol. 2. Obwohl Zeilen wie „Jesus will kill you“ mir von Anohni fast schon zu bekannt vorkommen und in ihrer Offensichtlichkeit weit weniger wild erscheinen als beim ersten Album, fasziniert die Musik in ihrer Gesamtheit. Ein aufregendes Mahnmal, in das ich gerne eintauche.
Carsten: Stimmt, wahnsinnig überraschend ist das natürlich nicht mehr, zumal Oneohtrix Point Never und Hudson Mohawke erneut produziert haben. Allerdings finde ich fast alle Songs der Nachklapp-EP noch stärker als „Hopelessness“. Meine Schönheit der Chatrunde – und das will bei der Konkurrenz in diesem Monat wirklich etwas heißen.
Mitja: Allein schon wegen Anohnis Stimme eine Schönheit, die ich auch schon bei Antony & The Johnsons mochte. Hier überzeugt sie mich, wenn sie gegen die heftigen, futuristischen Knallerbeats von Hudson Mohawke antritt. Das zarte Gewimmer von „She doesn’t mourn less” hätte sie dagegen auch gut weglassen können.
Philipp: „Paradise“ klingt weniger hoffnungslos als erwartet. Wenn man bedenkt, dass Anohni auf „Hopelessness“ sogar Ex-Präsident Obama scharf kritisiert hat, bin ich gespannt, was bei der aktuellen Besetzung des Weißen Hauses noch folgt. Ich freue mich auf Protestpop, der noch vehementer ist als die Beats von Hudson Mohawke.