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Archive

Auf dem aktuellen Album „Noise“ kämpft das britische Trio mit psychedelischem Rock und akustischen Balladen gegen Kommerz und Formatradio. Archive-Sänger Craig Walker klärt im Gespräch mit citymag die Fronten.

citymag: Craig, Archive sperrt sich gegen die Konventionen der Musikindustrie – und veröffentlichen schon mal eine 15-Minuten-Single. Kämpft ihr ganz bewusst gegen die Spielregeln des Business?

Craig Walker: Ja, unbedingt. Es gibt viel zu viele Beschränkungen, Regeln und Formate. Wir sind verärgert, weil genau festgelegt ist, was eine Band machen darf und was nicht. Die Leute, die darüber entscheiden, haben überhaupt keinen Bezug zur Musik. Trotzdem kontrollieren sie, was wir hören, und füttern uns mit dem Dreck, der im Radio läuft. Diese Leute beleidigen die Intelligenz der Musikfans.

citymag: Kann man euch mit Geld und Ruhm nicht verführen?

Walker: In Frankreich verkaufen wir zur Zeit sehr viele Platten. Neulich haben wir uns dort mit komplett angepassten Karrieretypen vom Radio getroffen. Die haben behauptet, dass sie unsere Musik sehr mögen und unsere Songs unbedingt im Radio spielen wollen. Dann haben sie uns genau erklärt, was wir dafür tun müssen: Es soll ein kurzes, schönes Intro geben, dann muss der Song sehr schnell zu einem eingängigen Refrain kommen. Scheiße, so funktioniert Musik nun mal nicht!

citymag: Ist der Kampf gegen das kommerzielle Formatradio nicht schon längst verloren?

Walker: Nein, denn es gibt auch Bands wie Radiohead. Die waren die erfolgreichste Band der Welt und haben mit „Kid A“ alle Erwartungen gegen den Strich gebürstet. Aberheute hört man ja nicht mal mehr die Beatles im Radio. Ich hoffe nicht, dass die Medien uns komplett verdummen – und bin optimistisch, dass die Independent-Szene mit ihren kleinen Freiräumen gegen den Ausverkauf kämpfen kann.

citymag: Ist das Internet eine Hilfe?

Walker: Vielleicht, denn im Netz kann man Musik jenseits vom Radio-Mainstream kennenlernen. Ich habe auch kein Problem damit, wenn mir jemand bei unseren Konzerten erzählt, dass er die Platte im Netz runtergeladen hat. So hatte er wenigstens die Möglichkeit, das Album zu hören. Und er kommt ja zu unserer Show und kauft sich eine Eintrittskarte.

Interview: Carsten Schrader

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