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Auf Lesereise: Klaus Modick

Klaus Modick liest aus seinem neuen Roman „Keyserlings Geheimnis“.

Florian Illies hat einen Narren an diesem hässlichen Mann gefressen, das Feuilleton der letzten zehn Jahre sowieso, jetzt also auch noch Klaus Modick! Ist das zu viel Hype? Auf keinen Fall! Der Roman „Keyserlings Geheimnis“ über den Schriftsteller Eduard von Keyserling spielt im Jahr 1901 in München und am Starnberger See, Keyserling und seine Buddys – der Verleger Korfiz Holm, der Maler Lovis Corinth, der Schrifsteller Max Halbe und der eitle, selbstverliebte Frank Wedekind – hängen in Schwabinger Kneipen ab und verlustieren sich mit Gattin oder Geliebter in der Sommerfrische. Modick hat diese mittelalte Herrenrunde liebevoll-ironisch eingefangen, knappe, präzise und komische Dialoge geschrieben und die Gegenwart des angehenden 20. Jahrhunderts elegant mit der Vergangenheit verwoben. Keyserling verrät nämlich sehr zum Verdruss seiner Freunde nichts über seine Vergangenheit. Warum musste der baltische Graf sein Jurastudium in Dorpat abbrechen und Hals über Kopf nach Wien fliehen? Die Leser des Romans wissen immerhin so viel, dass sie diese Frage stellen können, Keyserlings Freunde nicht mal das. Aber sie sind neugierig. Als Eduard von Keyserling eines Abends am Starnberger See gemeinsamen mit Frank Wedekind in ein Konzert der Sängerin Ada von Cray geht, hat er einen Flashback – „Keyserlings Geheimnis“ ist auch ein Roman über den körperlichen Verfall und die eingangs schon erwähnte Hässlichkeit des an Syphilis erkrankten Schriftstellers. Das berühmte Porträt Kayserlings, das in der Neuen Pinakothek in München hängt, lässt Klaus Modick den Maler Lovis Corinth während der geschilderten Sommerfrische am Starnberger See malen. Das Werben Corinths um Keyserling, das Nachgeben des Schriftstellers, das lakonische Erschrecken des Porträtierten beim ersten Anblick des Gemäldes – all das ist sensibel und gleichzeitig latent komisch geschrieben, dass man sicher sein kann: Klaus Modick hat, wie er es schon bei seinem Lion-Feuchtwanger-Roman „Sunset“ getan hat, einfach den literarischen Sound Keyserlings übernommen. Und er hat gut daran getan. jw

Klaus Modick Keyserlings Geheimnis

Kiepenheuer & Witsch, 2018, 240 S., 20 Euro

 

19. 6. Diepholz

20. 6. Lüneburg

21. 6. Berlin

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