Ausstellungseröffnung: Brainwashed
Bad-Taste-Trends, 2000er und Reality-Shows. In „Brainwashed – Sammlung Goetz im Haus der Kunst“ zeigen Künstler*innen, wie uns die Popkultur verführt.
„Brainwashed – Sammlung Goetz im Haus der Kunst“
Zugegeben: Beim Begriff „Gehirnwäsche“ liegen Assoziationen zu Sektenkult und gefährlicher Manipulation nahe und nicht etwas, bei dem man sagt: „O super, lass uns dort hingehen!“ Tatsächlich ist dieses Phänomen jedoch allgegenwärtig – man kann sich ihm gar nicht entziehen. Selbst Independentlabels, -filme oder sonstige scheinbar alternative Haltungen lassen sich letzten Endes kommerzialisieren, massentauglich machen und jegliche Gegenläufer in Hipstermonster verwandeln. Wie ist das möglich? Es hat natürlich was mit Medienkultur zu tun, aber auch mit der Wirtschaft und, um die Verstrickung noch komplexer zu machen – mit Politik.
Im Haus der Kunst kann man mehr über die Zusammenhänge erfahren: Eine ganze Sammlung verschiedener Künstler*innen lädt zur Aufdeckung ein, mit was für Bildsprachen und medialen Strategien die Popkultur arbeitet. Es geht um Selbstinszenierung, gezieltes Branding und um unser gesellschaftliches Denken. Aber lassen wir uns wirklich so leicht verführen? Bei so mancher Trash-Kultur, wie Reality-Shows oder fragwürdigen Beauty-Trends, die zur Verunsicherung junger Menschen führen, möchte man kaum glauben, dass solch ein Verstörungspotential es in den Mainstream geschafft hat.
Ein Fokus der Ausstellung liegt auf den frühen 2000er-Jahren. Findet sich dort der Beginn der Bad-Taste-Verschwörung, oder liegen die Mechanismen viel tiefer? Und hat man das Strickmuster erstmal erkannt, bewahrt es einen dann vorm nächsten Brainwashing? Zumindest sollten wir weiter Fragen stellen und öfter mal zu kritischen Ausstellungen gehen – unterhaltsam sind diese sowieso. jb
München, Haus der Kunst: 31. 1.–28. 6.
Mehr Infos zur Brainwashed-Ausstellung gibt es auf der Homepage des Haus der Kunst.