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Auto tot, Ego lebt! Bruno Major über „Columbo“

Bruno Major hat seinem kaputten Oldtimer ein Album gewidmet.
Bruno Major hat seinem kaputten Oldtimer ein Album gewidmet. (Foto: Neil Krug)

Um klarzukommen, heizt der britische Singer/Songwriter Bruno Major mit seinem Mercedes über Rennstrecken und stählt seinen Körper. Was wohl seine Oma dazu sagen würde?

Bruno, nach deinem zweiten Album haben Partys, Alkohol, Paranoia und Zusammenbrüche dein Leben dominiert. Trotzdem hast du zurück in die Spur gefunden und mit „Columbo“ ein sehr persönliches Album geschrieben.

Bruno Major: Durch die Pandemie hatte ich einen ewigen Post-Tour-Blues. Wenn du plötzlich aus dem extremen Leben als tourender Musiker in die sogenannte normale Welt geschmissen wirst, ist das einfach seltsam. Aber ich hab’ Methoden gefunden, damit umzugehen: Etwa mit meinem Auto über Rennstrecken zu fahren. (lacht) Oder obsessives Workout. Die überschüssige Energie muss irgendwo hin.

Du selbst hast die Zeit vor „Columbo“ als „Ego-Tod“ bezeichnet.

Major: Covid hat mich zurück zu meinen Anfängen geschickt, bevor ich meine Identität ausschließlich über meine Erfolge als Musiker definiert habe. Es hat sozusagen eine Neuzuweisung meines Charakters gegeben.

Du hast also eine gesunde Form der Selbstoptimierung gefunden?

Major: Der Film „Pain & Gain“ ist eine passende Satire zu Workout-Kultur und Hypermaskulinität. In einer Szene steht Mark Wahlberg vorm Spiegel: „Guck dir das an: Wir sind verfickte Supermänner!“, schreit er. Insgeheim ist er allerdings ein völlig frustrierter, armseliger Typ. Unsere Väter konnten mit einem Kredit noch ein Haus kaufen und dann wenigstens so tun, als wären sie Superman – das geht heute nicht mehr. (lacht)

Endlichkeit ist ein zentrales Thema deines Albums. Sich ihrer bewusst zu werden, hilft sicherlich auch dabei, sein Ego zu zügeln.

Major: Auf dem Song „A strange Kind of Beautiful“ geht’s ja sogar explizit um die Schönheit endlicher Liebe. Ich hatte eine sehr atheistische Lebensphase, in der ich großer Fan von Richard Dawkins, Sam Harris und Christopher Hitchens war. Diese Phase ist zwar vorbei, doch die Faszination an der Endlichkeit hat überlebt.

Dein Album ist nach deinem zerstörten Mercedes benannt. Diese emotionale Beziehung zu Autos ist mir total schleierhaft. Kannst du mir das erklären?

Major: (lacht) Ich will nicht lügen, ich bin schon ein Autotyp. In die USA bin ich geflogen, um mit meinem Oldtimer-Mercedes die Westküste runterzufahren und das Leben aufzusaugen. Zu der Zeit hatte ich ein Jahr lang keinen einzigen Song geschrieben, doch auf einmal ist es nur so aus mir herausgesprudelt. Den Titelsong habe ich etwa am Straßenrand geschrieben – gleich nachdem ich das Auto zu Schrott gefahren hatte.

Auf „Tears in Rain“ ärgerst du dich darüber, deiner verstorbenen Oma nicht genug Fragen gestellt zu haben. Was wäre eine Frage, die wir alle unseren Omas stellen sollten?

Major: Wie war das Leben vorm Internet?

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