„Babylon Berlin“ auf Sky: Zwischen Bandenkrieg und SA-Mob
Auf Sky One und als Stream auf Wow startet heute Staffel 4 der historischen Krimiserie „Babylon Berlin“ mit Volker Bruch und Liv Lisa Fries.
Mit viel Covid-Verspätung kommt jetzt Staffel 4 der Serie Babylon Berlin (ab 8. 10. auf Sky One und als Stream auf Wow). Es ist Silvester 1930, eineinhalb Jahre nach den Ereignissen aus Staffel 3. Gereon Rath verabredet sich mit Charlotte Ritter zum ersten Tanz gegen 1.30 Uhr im neuen Jahr, dann treten beide ihre Spätschicht an: Charlotte Ritter (Foto; erneut brillant: Liv Lisa Fries) hat Bereitschaft in der Roten Burg – Berlins Polizeizentrale –, und Gereon Rath (Volker Bruch) zieht sich zu Hause um – in Uniform zieht er mit allen Einheiten der SA auf den Ku’damm, um dort jüdische Geschäfte zu plündern und Menschen zu misshandeln, bis die Polizei kommt.
Alle landen im Gefängnis, nachdem die Polizei mit ihrem Einschreiten verdächtig lang gewartet hat. Charlotte wird ebenfalls auf den Ku’damm gerufen – ein Mann ist von einem Kaufhaus gestürzt und zu Tode gekommen. In der Folge bricht sie wegen seiner SA-Mitgliedschaft mit Rath und muss ihre Schwester Toni verhören, weil diese in einen Kaufhauseinbruch verwickelt ist.
Babylon Berlin startet mit Wucht in Staffel 4. Wieder haben die Regisseure Tom Tykwer, Henk Handloegten und Achim von Borries viel recherchiert, so viel, dass von Volker Kutschers drittem Band der Krimireihe – „Goldstein“ vieles zerlegt und neu zusammengesetzt wurde. Der Bandenkrieg zwischen den Ringvereinen Berlins – so hießen hier damals die Mafia-Familien – eskaliert, die SA erobert die Straße und sorgt für politische Zerwürfnisse, und der größenwahnsinnige Fabrikant Nyssen hat ebenfalls etliche Probleme. Wieder haben Tykwer, von Borries und Handloegten zeitlich etwas getrickst: SA-Straßenschlachten in dieser Größenordnung haben in der Silvesternacht 30 kaum stattgefunden, auch hatte damals kein Großunternehmer den Plan, zum Mond zu fliegen.
Die Stimmung der Zeit aber, der sich am Horizon abzeichnende Aufmarsch der Nationalsozialisten, das von Obdachlosen geprägte Straßenbild einer verarmenden Stadt und in den Nächten die wilden Parties in Berlins Klubs: Das alles ist in Babylon Berlin immer präsent, während Mord, Entführung und Erpressung einerseits, Verrat, Bündniswechsel und Wettbetrug andererseits die Kriminalpolizei herausfordern. „Babylon Berlin“ bleibt ein Sittengemälde der untergehenden Weimarer Republik und wird hoffentlich wie angekündigt bis 1933 fortgesetzt. jw